Wie viele hunderte Milliarden Euro haben wir bereits für die Energiewende ausgegeben und wie viele Tausende Milliarden Euro kommen noch auf uns zu?
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Eine Kugel Eis soll die Energiewende jeden Haushalt pro Monat kosten behauptete Jürgen Trittin.
Statt 12 Kugeln Eis bezahlen Haushalte nun 360 € pro Jahr allein für die EEG-Differenzkosten.
Das sind die reinen Subventionen, die Betreiber von EEG-Anlagen zusätzlich zum Markterlös erhalten.
Dazu kommen weitere Förderungen und Kosten, die Deutschlands Strompreise mit zu den höchsten weltweit machen.
Und das obwohl die Energiewende immer noch ganz am Anfang ist. Die Kosten steigen in Zukunft.
Was kostete die Energiewende bisher und was wird sie in Zukunft kosten?
Was kostete die Energiewende bisher?
Als Gesamtkosten der Energiewende ergeben sich bis einschließlich 2021:
- ~500€ Mrd. – optimistisch
- >1.000€ Mrd. – pessimistisch
…je nachdem welche Kosten man zählt.
Eine äußerst optimistische untere Grenze bei den Gesamtkosten der Energiewende bis einschließlich 2021 liegt bei rund 476 Milliarden Euro, wenn man nur direkte Kosten zählt.
Mehr als 1.000 Milliarden Euro Kosten ergeben sich hingegen unter Berücksichtigung von:
- Steuererleichterungen und Abwanderungen energieintensiver Industrie
- indirekte Folgekosten durch die Energiekrise
- externe Kosten durch den Atomausstieg
Alle diese Kosten folgen mehr oder weniger direkt aus dem Ziel der Energiewende: Ausbau von Erneuerbaren mit Atomausstieg und Erdgas als Brückentechnologie.
Umgerechnet auf ~41 Millionen deutsche Haushalte, sind das 550 bis 1.200 Euro im Jahr an Energiewende-Kosten zusätzlich zu den normalen Energiekosten.
EEG-Umlage: die teuerste Förderung der Energiewende
Was alles unter die Kosten der Energiewende fällt, ist umstritten. Die zahlenmäßig größte direkte Förderung lässt sich aber unmöglich leugnen, die EEG-Differenzkosten.
Dies sind die reinen Zuschüsse, die zusätzlich zum normalen Markterlös ausgezahlt wurden. Sie gingen seit 2000 an die Betreiber von Anlagen für Wind, Solar, Biomasse und sonstige Erneuerbare.
275 Milliarden Euro dieser Förderungen haben sich bis einschließlich 2021 aufsummiert. 1 Inflationsbereinigt sind das 304 €2022 Milliarden.2
Die EEG-Differenzkosten tauchten bisher als EEG-Umlage auf der Stromrechnung auf. Darauf mussten deutsche Privatverbraucher zusätzlich ~19 Milliarden Euro Mehrwertsteuer zahlen.3
Diese Steuereinnahmen sind allerdings nicht zweckgebunden und zählen daher nicht zu den Energiewende-Kosten, obwohl sie eine zusätzliche Belastung darstellen.
Seit 2020 werden die EEG-Differenzkosten teilweise und seit 2022 komplett aus Staatsmitteln finanziert. Sie sind spätestens jetzt auch in der engsten Definition des Wortes eine Subvention.
Diese 304 Milliarden Euro bilden den kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den sich alle einigen können. Dazu kommen aber noch weitere Kosten durch die Energiewende.
Untere Grenze: Optimistische Energiewende-Kosten
Neben den EEG-Differenzzahlungen hat die Energiewende noch weitere direkte Kosten verursacht:
- € 43 Mrd. Energie & Klimafonds – EKF (2011-2021)4
- € 29 Mrd. Verteilnetz Neubau/Ausbau (2007-2021)5
- € 27 Mrd. Übertragungsnetz Neubau/Ausbau (2007-2021)6
- € 25 Mrd. Systemkosten Wind & Solar ohne Netzausbau (2000-2021)7
- € 22 Mrd. Energieforschungsprogramm (1977-2021)8
- € 21 Mrd. Wirtschaftliche Kosten des Atomausstiegs (2011-2021)9
- € 18 Mrd. KWKG-Umlage (2000-2021)10
- € 7 Mrd. KfW-Förderungen und -Kredite (2000-2025)11
- € 4 Mrd. Umlage für Offshore-Haftung (2010-2021)12
(alle Kosten inflationsbereinigt in €2022)
Alle diese direkten Kosten summieren sich bis einschließlich 2021 auf € 478 Milliarden – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es sind Mehrkosten, die zu den normalen Energiekosten hinzukommen.
Die Kosten im Jahr 2021 erreichten mit 63 Milliarden Euro einen neuen Jahresrekord. Das liegt vor allem am Energie- und Klimafonds (EKF), dessen Ausgaben von 8 auf 23 Milliarden Euro stiegen. 13
In Zukunft dürften die Ausgaben des EKF sogar noch steigen. Unter dem neuen Namen Klima- und Transformationsfonds (KTF) wird ein Jahresbudget von 43 Milliarden Euro bis 2026 verwaltet.14
Die EEG-Differenzkosten sind hingegen wegen der Energiekrise auf Mindestwerte gesunken. Dafür sind die Strompreise wegen der Abhängigkeit von russischem Gas durch die Energiewende explodiert.
Obere Grenze: Pessimistische Energiewende-Kosten
Fast 500 Milliarden Euro Kosten für die Energiewende sind eine enorme Summe. Das sind aber noch nicht alle möglichen Energiewende-Kosten.
Der Bundesrechnungshof zählt zum Beispiel auch die Förderungen für die energieintensive Industrie zu den Kosten der Energiewende.
- 10€ Mrd. Umlage nach §19 StromNEV (2012-2022)15
- 50€ Mrd. Steuererleichterungen für stromintensive Industrie16
Die hohen Strompreise sind eine Folge der Energiewende, die sonst zur Abwanderung der Industrie führen würde.
Wer die Energiekrise ab 2021 als direkte Folge der Abhängigkeit von Erdgas durch die Energiewende sieht, muss diese Kosten addieren:
- Entlastungspaket zur Energiekrise
- Uniper-Verstaatlichung
- Abwanderung energieintensiver Industrie
Allein für das Entlastungspaket wurden 200 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Die Uniper-Verstaatlichung kostet 30 Milliarden.
Und nicht zuletzt verursacht die Energiewende auch externe Kosten:
- soziale Kosten des Atomausstiegs
- Blackout-Risikoprämie für Wind & Solar
Allein die sozialen Kosten des Atomausstiegs summieren sich auf 10,6 Milliarden Euro pro Jahr. 17
Inklusive dieser indirekten Kosten landen wir schnell bei 1.000 Milliarden Euro Energiewende-Kosten. Das sind alles Mehrkosten zusätzlich zu den normalen Energiekosten.
Gesamtkosten der Energiewende: Wie teuer wird es bis 2045/2050?
500 bis 1.000 Milliarden Euro sind eine unglaubliche Summe. Die verblasst aber gegenüber den enormen noch zu erwartenden Kosten der Energiewende bis 2045.
Erklärtes Ziel der Energiewende ist eine Versorgung mit 100% Erneuerbaren. Beim Energieverbrauch 2022 sind wir erst bei 22% Erneuerbaren.
9 Prozentpunkte davon sind Biomasse und Wasserkraft, die nicht mehr ausbaubar sind. Das heißt die heutigen 13% Wind und Solar müssen in Zukunft auf 91% anwachsen.
Wir sind also zur Halbzeit der Energiewende erst 10% fertig. Und die ersten 10% waren deutlich einfacher als es die verbleibenden 90% werden:
- Die besten Standorte für Windräder sind weg
- Sektorkopplung ist deutlich schwerer als nur Stromerzeugung
- Tagesspeicher und vor allem Saisonspeicher sind extrem teuer
Obwohl also die Investitionskosten vieler Energiewende-Technologien stark gegenüber dem Jahr 2000 gesunken sind (auch dank der Energiewende), bleiben die Kosten der Energiewende weiterhin hoch.
4.967 Milliarden Euro sind die Mehrkosten der Energiewende von 2020 bis 2045 laut einer aktuellen Studie von Prognos im Auftrag der deutschen Förderbank KfW.18
Das wären also dann Mehrkosten von 4.800 Euro pro Jahr für jeden Haushalt über die nächsten 25 Jahre.
CO2-Vermeidungskosten: Nutzen der Energiewende
Wo Mehrkosten entstehen, erwarten wir einen Nutzen. Die Frage ist, wie hoch dieser Nutzen im Vergleich zu den Kosten ist. Genau das drücken die CO2-Vermeidungskosten aus.
Die CO2-Emissionen in der Energiewirtschaft fielen von 385 Mio. tCO2ä im Jahr 2000 auf 247 Mio. tCO2ä im Jahr 2021. Das ist eine Differenz von 138 Mio. tCO2ä pro Jahr.19
In absoluten Zahlen entspricht dies einer Einsparung von 2.760 Mio. Tonnen CO2 – unter der vereinfachten Annahme einer nachhaltigen Reduzierung über die nächsten 20 Jahre ohne Zusatzkosten.
Nur ein Teil dieser Einsparungen geht überhaupt auf das Konto der Energiewende. Pro Jahrzehnt gehen die Emissionen allein durch Modernisierungen um einige Prozente zurück.
Aber tun wir ruhig so, als wären alle CO2-Reduktionen der Energiewende zu verdanken. Bei 478 Milliarden Euro Energiewende-Kosten entspräche das CO2-Vermeidungskosten von 173€ pro Tonne CO2-Äquivalente.
Zum Vergleich: eine Tonne CO2 kostet aktuell rund 80 Euro im europäischen Emissionshandel (ETS).20 Die allermeisten CO2-Vermeidungskosten liegen unter 100 Euro.
Die Energiewende ist also deutlich teurer als der Emissionshandel. Noch dazu ist ein Großteil der Energiewende durch den Emissionshandel redundant.
Quellen
- EEG: Daten und Fakten BMWK (2021)
- Verbraucherpreisindex für Deutschland Statistisches Bundesamt (2022)
- 34% der Differenzkosten entfallen auf private Verbraucher laut Ermittlung der EEG-Umlage 2022 nach
§ 3 EEV Netztransparenz (2021) - Kieler Beiträge zur Wirtschaftspolitik Kiel Institut für Weltwirtschaft (2022) abzüglich 6,5 Mrd. Euro EEG-Entlastung in 2021
- Monitoringberichte Bundesnetzagentur (2022)
- Monitoringberichte Bundesnetzagentur (2022)
- The Full Costs of Electricity Provision OECD-NEA (2018) – Differenzkosten zu Kernkraft bei 10% Anteil mal erbrachter Energiemenge ohne “connection”
- Stand des 7. Energieforschungsprogramms Bundesnetzagentur (2018)
- The Private and External Costs of Germany’s Nuclear Phase-Out Jarvis et al (2019)
- Offshore-Netzumlage Netztransparenz (2022)
- Kosten der Energiewende INSM (2016)
- Offshore-Netzumlage Netztransparenz (2022)
- 10. „EKF-Bericht“
Bundesfinanzministerium (2021) abzüglich Zuschuß zur EEG-Umlage - 170 Milliarden Euro für Energieversorgung und Klimaschutz Bundesregierung (2022)
- § 19 StromNEV-Umlage Netztransparenz (2022)
- Bericht nach § 99 BHO Bundesrechnungshof (2018) – Hochrechnung der jährlichen Steuerentlastungen analog zu §19 StromNEV
- The Private and External Costs of Germany’s Nuclear
Phase-Out Jarvis et al (2019) - Öffentliche Investitionsbedarfe zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland KfW (2022)
- Treibhausgasemissionen stiegen 2021 um 4,5 Prozent Umweltbundesamt (2022)
- ETS Future Ember (2022)
Oh je – jetzt wird es völlig abstrus und der Florian Blümm zeigt wieder einmal, dass es ihm weder um Klimaschutz, noch um Zukunftstechnologie geht. Von wegen “Tech for Future” – selbst das “Energieforschungsprogramm” verursacht bei Ihm halt nur unnötige Kosten …
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Fragwürdig schon der Aufhänger des Artikels: “Eine Kugel Eis soll die Energiewende jeden Haushalt pro Monat kosten behauptete Jürgen Trittin.”
Leider hat der Florian 2023 nicht nur vergessen zu erwähnen, dass diese (sicher sehr optimistische) Aussage aus 2004 stammt, sondern auch, wie sich die Gesetzeslage und die Kostenstrukturen der EEG-Umlage für die Bürger nach der damaligen Amtszeit von Jürgen Trittin als Umweltminister entwickelten.
Kein Wort von Hr. Blümm zu den folgenden ausufernden, fragwürdigen Umlagebefreiungen für Betriebe, die die Privathaushalte zusätzlich belasteten. Erst recht kein Hinweis auf bspw. die Ausgleichsmechanismusverordnung, die die Vermarktung und Verrechnung des EE-Stromes ab 2010 grundsätzlich umgestaltete und das “EEG-Paradoxxon” schuf.
Ach ja – auch der Großteil der Netzentgelte wurde erst nach Trittins Amtszeit der EEG-Umlage zugerechnet – konnte er 2004 also gar nicht wissen …
Witzig übrigens, dass die FDP, die maßgeblich an der Einführung der Ausgleichsmechanismusverordnung beteiligt war, die die EEG-Umlage unnötig aufblähte, danach für die Abschaffung der EEG-Umlage plädierte – vor allem als abzusehen war, dass die Umlage wieder deutlich sinkt bzw. 2022 die EEG-Differenzkosten wohl negativ geworden wären.
Denn seit 2020 fallen die am höchsten vergüteten EE-Stromerzeugungsanlagen nach und nach aus der zeitlich befristeten Förderung und ab ca. 2030 werden dann alle der besonders teuer vergüteten Zahlungen an die Betreiber von Fotovoltaik (anfangs ca. 0,50€/kWh !!!) aus der Förderung herausgefallen sein.
Die Strompreise an der Strombörse /die Einnahmen aus dem EE-Stromverkauf sind dagegen in den letzten Jahren kräftig gestiegen.
Nicht nur wegen dem Ukraine-Krieg und den Einschränkungen der Gaslieferungen aus Russland, auf die der Florian Blümm hinweist. Sondern auch, weil in Deutschland nach und nach schwer regelbare fossile Kraftwerksleistung /Überkapazitäten abgeschalten wurden.
Und aktuell, weil in Frankreich seit Ende 2021 dutzende Kernkraftwerke aus Wartungs- und Sicherheitsgründen vom Netz genommen werden mussten und Frankreich daher bis heute (Anfang 2023 fehlen in Frankrteich immer noch 15 KKW für die Stromerzeugung im Winter) gezwungen ist, zusätzlich Strom in großen Mengen zu importieren – was die Börsenpreise in Europa hochtreibt und eine zusätzliche /ungeplante Verstromung von Kohle und Gas nötig macht.
Aber das spielt ja für den Florian Blümm ebenso keine Rolle, wie dass der EE-Strom uns heute schon jährlich Milliarden Euro für Kohle, Erdgas und Erdöl spart, die man sonst für die Verstromung großteils hätte importieren müssen.
Oder dass letztlich durch die damaligen Förderungen Strom aus Fotovoltaik heute tagsüber (zur Hauptverbrauchszeit) den billigsten Strom produziert – auch im “sonnenarmen” Deutschland.
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Dafür rechnet der Florian Blümm die Kosten für den Atomausstieg der Energiewende zu – obwohl er in diesem Blog ziemlich eindeutig für die Kernenergie als Teil der Energiewende plädiert und den Atomausstieg als politisch motivierte Fehlentscheidung kritisiert.
Die hunderte Milliarden Euro, die man für den von Ihm favorisierten Weg in den Ausbau der Kernenergienutzung stecken müsste, bzw. andere, reale Alternativen zur derzeitigen “Energiewende” – die fehlen natürlich.
Nicht falsch verstehen – die “Energiewende” als Abkehr von der fossilen Energiewirtschaft ist in Deutschland tatsächlich in vielen Punkten /Entscheidungen (vor allem der Jahre nach 2004) kritikwürdig – aber grundsätzlch alternativlos.
Die Umlagebefreiungen für die Industrie, die die Privathaushalte zusätzlich belasteten sind doch explizit im Text angesprochen. Ich habe anders als der Bundesrechnungshof entschlossen diese Vergünstigungen nicht als Kosten der Energiewende zu berücksichtigen. Ich will die Kosten der Energiewende schließlich nicht noch schlechter rechnen als sie eh schon sind.
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Das “EEG-Paradoxon” beschreibt, dass Wind und Solar mehr Förderung kosten, je weniger sie selbst auf dem Markt einspielen können, also je niedriger der Marktwert fällt. Dieser Umstand ist in den EEG-Differenzbeträgen bereits vollständig berücksichtigt. Die EEG-Differenzzahlung ist die reine Förderung abzüglich der Markterlöse.
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Natürlich ist der Atomausstieg Teil der Energiewende. Das ist sogar, wie im Artikel steht, der einzige Teil der Energiewende, der nach Plan verläuft.
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“alternativlos” ist das Schlüsselwort einer Kanzlerin, die so lange wartet, bis es nur noch einen Ausweg gibt – der dann tatsächlich alternativlos ist, wenn alle besseren Alternativen verschlafen wurden.
So weit haben wir die deutsche Energiewirtschaft noch nicht gegen die Wand gefahren. In 10-20 Jahren ist es vielleicht so weit, dass wir wirklich keine andere Wahl mehr haben.
Lieber Herr Bllümm,
es bleibt mir nach wie vor ein Geheimnis, woher ihre Zahlen stammen. In dem unter Fußnote 1 verlinkten Dokument stehen die einfach nicht drin!
Auf Tabelle 4 (Titel: 4. EEG-Differenzkosten und Umlagebetrag in Millionen Euro) finden sich folgende zwei Zahlenangaben:
ex-post ermittelte EEG-Differenzkosten: In Summe 248 Mrd EUR (Zahlen für 2021 und 2022 gibt es dort nicht!)
mich deucht, sie addieren dann einfach die Zahl aus der nächsten Zeile hinzu, die aber nach wie vor eine Prognose ist. Und darauf prognostizieren Sie dann die Entwicklung der nächsten 20-30 Jahre…..
Muss ich eigentlich nicht weiter kommentieren. Und überhaupt ist das sowieso total egal, weil außer ein paar verbohrte Betonköpfe mit Abitur aus den 60er Jahren sich keiner einen feuchten Dunst dafür interessiert, was der Aufbau unser Infrastruktur einst wohl mal gekostet haben mag. Sehen sie ja auch an dem beeindruckenden Zuspruch zu dem Blog hier: Genau zwei Kommentatoren, beide sehr kritisch zu ihren “Erkenntnissen”.
Weiste, es hat auch nie jemand nachgerechnet, was der Aufbau der Bergbau-Region Ruhrgebiet einst gekostet hat, oder der Aufbau unseres gesamten Versorgungsnetzes für, Gas, Wasser, Öl, Storm, Verkehr, Kommunikation. Das waren – inflationsbereinigt – sicher vielfache 1000 Mrd. DAS GELD IST ABER NICHT WEG!
Es ist genau das, was eine erfolgreiche Volkswirtschaft ausmacht. Genauso ist eben auch der Großteil des Geldes für die EE nicht weg, sondern nach wie vor im Deutschen und europäischen Kreislauf der Wirtschaft; und zwar fein verteilt und nicht in der Hand ganz weniger Großkonzerne.
Wir sind jetzt genau an dem Punkt, wo PV und Wind absolut marktreif sind, sie sind ökonomisch sogar überlegen. Und genau jetzt, wo das endlich so ist, wo die deutsche Bahn endlich auch die Kosten für die Elektrifizierung eingespielt hat und Geld verdient (dies als vergleichende Metapher), genau da kommst Du wieder und möchtest das Rad der Zeit stoppen und zurück auf die Atomkraft kommen. Die Atomkraft, die noch nie irgendwo in der Welt ohne staatliche Unterstützung gebaut wurde.
Deine simplen Extrapolationen sind frei jeder Aussagekraft, solange Du dich weigerst eine saubere Gegenrechnung für die Alternativen zu den Alternativen aufzustellen. Also, leg los, rechne uns vor, wie viel günstiger uns der Neubau von mindestens 17 – 18 EPR kostet. Natürlich plus Spitzenlastkraftwerke und Speicher, die man dann ebenso braucht – wir wollen ja vergleichen.
Faktisch interessiert sich aber niemand dafür – die Menschen in Deutschland lieben die Energiewende und speziell Solarzellen. Auch Windmühlen haben viel mehr Fans als Atomkraftwerke. Du reitest ein totes Pferd – steig ab.
Die Quelle der EEG-Differenzkosten ist das xls hier. Das ist nur eine Zusammenfassung. Man kann die Zahlen auch einzeln bei netztransparenz.de nachschauen.
Ja, die Differenzkosten von 2021 sind eine Prognose, aktuellere Zahlen gibt es nicht. Wenn man die weglässt, tut sich im Gesamtbild überhaupt gar nichts. Extrapoliert oder prognostiziert wird hier im Artikel überhaupt nicht. Es handelt sich um eine Auflistung der Kosten bis einschließlich 2021.
Nochmals es geht hier ausschließlich um Extra-Kosten, die ZUSÄTZLICH zu den normalen Kosten für Infrastruktur und Stromerzeugung entstanden sind. Deshalb ist es völlig egal, wieviel die Infrastruktur in den Sechzigern gekostet hat.
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Wenn Wind und Solar marktreif wären, warum sind sie dann auf Subventionen angewiesen und das trotz Einspeisevorrang und obwohl sie externe Kosten wie Systemkosten gar nicht tragen müssen? Wohlgemerkt Subventionen, die gerade im 1. Quartal 2023 um 25% erhöht werden mussten, weil die Ausschreibungen in 2022 hoffnungslos unterzeichnet waren?
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Hier ein Vergleich der Vollkosten verschiedener Energiequellen inklusive EPR-Neubau.
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P.S.
Es ist völlig egal ob 2, 100 oder Millionen Kommentatoren diese Zahlen kritisch sehen. Ein kritischer Kommentar reicht schon, wenn er gerechtfertigte Kritik enthält.
Hallo Herr Blümm, und alle zum Thema Energiewende Interessierten:
Lesen Sie das Büchlein “Energiewende gescheitert. Und nun?” des Unternehmers Lutz Peters. Sie werden staunen!
Es geht oder ginge auch ganz anders mit der Energiewende, und das weiter mit eigener Braunkohle und eigenem Frackinggas sowie AKWs, ohne weitere PVA und WKA, ohne E-Autos und das alles klimaneutral, also ohne CO2-Emissionen!
Dass diese Technik, die das Buch beschreibt sowie die AKWs und die CO2-Abscheidung plus CCS verteufelt werden riecht doch arg nach einem Lobbyismus der Windkraft- und Sonnenergie-Industrie.
Es ginge eben auch viel einfacher und vor allem so gut wie unabhängig von Russland, China und weiteren Ländern. Zwar wären auch mit diesem anderen Weg die Kosten hoch, doch es könnten die Gebäudeheizungen bleiben wie sie sind, es könnte auf E-Autos verzichtet werden, die Industrie wäre von weniger hohen Energiekosten bedroht und vieles mehr, was die Sache vereinfacht.
Nachdem hier die Kosten für neue Atomkraftwerke immer wieder mit “first of a kind” kleingeredet und so viel Hoffnung auf den EPR2 gesetzt wird: Warum wird bei den CO2-Vermeidungskosten durch das EEG nicht der Anschubeffekt für die weltweite Solarproduktion und -installation berücksichtigt?
Ich wüsste nicht, wie man diesen Effekt berechnen sollte. Hast du dazu mal Zahlen?
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EPR-2 vs EPR-1 ist fast egal. Es geht um Serienproduktion vs One Off.
Was glaubst du wieviel es kostet ein einziges Windrad zu bauen statt einer Serienproduktion von Windrädern?
Ich habe keine Zahlen, aber wenn ich einen Effekt nicht quantifizieren kann, heißt das nicht, dass es ihn nicht gibt und ich ihn einfach ignorieren und trotzdem mit breiter Brust angebliche CO2-Vermeidungskosten beziffern kann. die Korrelation zwischen der Skalierung der Solarindustrie und den Kostensenkungen der Solarindustrie ist jedenfalls eine eindeutige und wie du selbst betonst gibt es ja auch eine zugrunde liegende ökonomisch-technische Theorie, die für eine Kausalität spricht.
Welches KKW zählen wir denn als das erste “in Serie” und testen damit die wahren Kosten? Sizewell-C noch zu früh?
Anders als du leugne ich den Lerneffekt durch Serienproduktion nicht. Im Gegenteil, der Preisverfall bei der Photovoltaik durch die anfangs hauptsächlich deutsche Nachfrage und die Massenproduktion in China ist imho der einzige signifikant positive Aspekt der Energiewende.
Aber wie will man das in Zahlen fassen? Und ist der Effekt immer noch positiv, wenn man die Folgen der dadurch entstandenen Abhängigkeit vom autoritären China abzieht? Was, wenn China morgen Taiwan angreift, sagen wir dann Auf Wiedersehen zur PV oder akzeptieren wir nach einer mehrjährigen Lieferpause Preise wie in 2010 oder höher?
Der zweite Reaktorbau von Hinkley-C zeigt ja schon signifikante Lerneffekte im Vergleich zum ersten. Bei den beiden EPR in Sizewell wird das sicher noch günstiger. Richtig günstig wird es aber nur bei einem richtig großen Auftrag, vergleiche Messmer-Plan.
> Anders als du leugne ich den Lerneffekt durch Serienproduktion nicht.
Wo genau leugne ich den Lerneffekt? Im Gegenteil: Der Anschubeffekt bei Solaranlagen ist eine Mischung aus Lern- und Skaleneffekten. Ich hoffe sehr, dass die SMR ähnlich skalieren, aber beim EPR sehe ich bisher in den Kostenschätzungen nicht reflektiert, dass wir nicht mehr first of a kind bauen, sondern eher fourth of a kind.
> Aber wie will man das in Zahlen fassen?
Noch einmal: Wenn du existierende Effekte nicht quantifizieren kannst, darfst du sie nicht einfach ignorieren und so tun als gäbe es sie nicht. “Ich weiß nicht genau, wie hoch die CO2-Vermeidungskosten sind” ist eine einwandfreie Aussage. Mut zur Lücke!
> Was, wenn China morgen Taiwan angreift
Was wenn morgen französische Anarchisten Cattenom stürmen und einen Meltdown veranstalten?
Das sind durchaus gewaltige Beträge. 2 Sachen würde ich hier aber herausnehmen: Steuererleichterungen und die Kosten für das
Energieforschungsprogramm. Denn genau solche Beträge wurden von Kern- und Kohlekraftgegnern gern zu angeblichen Subventionen für Kern- und Kohlestrom umgedeutet, obwohl es in beiden Fällen nie Subventionen gab. Gerade Ausgaben für Forschung wurden ja bei Kernkraft zu angeblich gigantischen Subventionen. Forschung ist aber ein allgemeiner staatlicher Auftrag. Insofern finde ich es nicht so gut, diesen Vorwurf nun selbst zu verwenden. Die Ausgaben für die Energiewende bleiben auch ohne das hoch genug. Und da werden noch einge auf uns zukommen. Allein durch die Tatsache, dass die geplante Gewinnung von Wasserstoff mit Elektrolyse viel teurer ist als übliche Methoden, wird das nicht ohne weitere Subventionen gehen.
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