Eine Laufzeitverlängerung der 6 deutschen Kernkraftwerke kann rund ein Viertel der russischen Gasimporte ersetzen.
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Ende Februar versprach Wirtschaftsminister Habeck Laufzeitverlängerungen unserer letzten 6 AKW prüfen zu lassen, um russisches Gas zu ersetzen.
Nach aktuellem Stand dieser Prüfung, ist die Verlängerung aller 6 Kernkraftwerke technisch, gesetzlich, personell und wirtschaftlich möglich.
Die vorhandenen Brennstäbe haben genug Reserven für den nächsten Winter. Ein halbes Jahr Überbrückung ist dank Streckbetrieb und Notkern möglich.
Die 6 Kernkraftwerke können einen Großteil der Gasverstromung ersetzen. Wir verstromen gut ein Drittel der Menge Erdgas, die wir aus Russland importieren.
Die Verlängerung von Kernkraftwerken und Kohlekraftwerken ist nicht irgendeine Maßnahme, sondern die signifikanteste heimische Sofortmaßnahme zur Reduktion von russischen Gasimporten.
In diesem Artikel geht es um 6 Einwände gegen eine Laufzeitverlängerung und warum diese nicht ziehen.
Habecks 180-Grad-Wende im Juni 2024
Mein Post Mortem unten kam zu früh. Die Abschaltung der letzten 6 AKW mitten in der Energiekrise ist auch im Juni 2024 immer noch politisches Thema. Gut so, das ist nämlich ein Skandal.
Jetzt soll es von der Union einen Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der Abschaltung geben. Es soll geprüft werden, ob eine Laufzeitverlängerung möglich gewesen wäre, obwohl Wirtschaftsministerium und Umweltministerium entschieden das Gegenteil behaupteten.
Mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontiert, vollführte Habeck am 6.6.2024 eine 180-Grad-Wende. In der Talkshow “Maybrit Illner: Habeck gegen Merz” sagte er nun überraschenderweise:
“Natürlich wäre über das Jahr 23 hinaus ein Weiterbetrieb der Atomkraftwerke, mit neuen Genehmigungen und neuen Brennelementen, über 5 oder 10 oder 15 Jahre immer möglich gewesen.”
Zur Erinnerung: Vor dem 6.6.2024 wiederholte Habeck bei jeder Gelegenheit, dass eine Laufzeitverlängerung technisch vollkommen ausgeschlossen war.
Eine Entschuldigung für mehr als 2 Jahre Falschaussagen von den grünen Ministerien gab es von Habeck nicht. Stattdessen fabrizierte er in der Talk-Show ein “Missverständnis auf Seiten der Union”.
Post Mortem im April 2024
Die freigeklagte Akteneinsicht zur Abschaltung der 6 letzten deutschen AKW in der Energiekrise zeigt, dass Wirtschaftsminister Habeck von seinen eigenen Beamten getäuscht wurde.
Robert Habeck war beim Atomausstieg wirklich so ahnungslos, wie er in den Interviews in den Jahren 2022 und 2023 wirkte. Nun gut, das ist immerhin besser als die Alternative: absichtliche Falschaussagen und Lügen.
In der besten aller Welten wird dieses komplette Versagen der beiden grünen Ministerien nun aufgearbeitet und der Rückbau der 5 jetzt noch rettbaren AKW wird sofort gestoppt. Leider leben wir nicht in der besten aller Welten.
Aber auch in unserer Welt, sollte sich Habeck 2 Jahre später mal zu dem von ihm verkorksten Atomausstieg informieren. Zum Jahrestag des Atomausstiegs hat er wieder einige der gleichen Falschaussagen von 2022 verbreitet.
6 Einwände gegen das Ersetzen von russischem Gas durch AKW
Warum entscheidet die Politik nicht endlich eine Laufzeitverlängerung? Ein Auftritt von Habeck im ZDF bei Markus Lanz offenbart tiefe Wissenslücken des Wirtschaftsministers.
Nicht nur Habeck bringt immer wieder die gleichen Einwände gegen eine Substitution von russischem Erdgas durch deutsche Kernkraftwerke. Diese Einwände sind größtenteils substanzlos. Der 5. Einwand ist berechtigt, aber betrifft nur einen Teil der Gasverstromung.
Update Oktober 2022
Nach einer Akteneinsicht in 166 Dokumente der grünen Ministerien durch die WELT haben wir es schwarz auf weiß:
Wirtschaftsminister Habeck und das BMWI sowie Umweltministerin Lemke und das BMUV haben von Anfang an gelogen.
Leider hinter Paywall, hier ist eine Zusammenfassung auf Twitter.
Und hier ist die Recherche der WELT aufgegriffen in anderen Medien:
- Focus: Habeck ignorierte bei AKW-Frage seine eigenen Fachleute
- BILD: Habeck ignorierte selbst die eigenen Mitarbeiter
- Cicero: Wie grüne Ministerien die AKW-Rettung blockiert haben
Weil das BMWK anders als das BMUV keine Akteneinsicht gewährt hat, wurden sie nun von Cicero verklagt. Mal schauen, wie lange der Streisand-Effekt auf sich warten lässt.
Hier die 6 häufigsten Einwände gegen eine Laufzeitverlängerung:
1. Einwand: Im Stromsektor lässt sich kein Erdgas sparen
Habeck äußerte diese Behauptung bei Markus Lanz im ZDF:
“Weil es ja bei Atomkraftwerken […] um Strom geht. Wir haben aber bei Gas und bei Öl gar kein Stromproblem, sondern ein Mobilitätsproblem und bei Gas eben ein industrielles und ein Heizproblem.”
Stimmt, ein Großteil unseres Gases setzen wir in Wärme und industrielle Prozesswärme um. Aber wir verstromen auch rund 197 TWhth Erdgas. 1 Das ist etwa ein Drittel der Menge, die wir aus Russland importieren. 2 (Beide Zahlen für 2020)
Es ist ein Nobrainer das knappe Erdgas nicht mehr in Gaskraftwerken zur Stromerzeugung zu verbrennen. Von den 197 TWh können wir bilanziell etwa zwei Drittel durch die 6 Kernkraftwerke ersetzen und den Rest durch Kohlekraftwerke.3
Ich schreibe bilanziell, weil wegen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) nicht das gesamte Potential ausgeschöpft werden kann. Mehr dazu beim 5. Einwand im Abschnitt zu KWK.
Update Juni 2022
Mittlerweile macht die Gasverstromung einen noch höheren Anteil an russischen Gasimporten aus:
- Die Gasverstromung in 2022 ist wider Erwarten auf Rekordwerten.4
- Es wird immer mehr russisches Gas gedrosselt – von Russland wohlgemerkt, nicht von uns. 5
Die letzten offiziellen Zahlen auf die meine obige Berechnung fusst stammen von vor der Energiekrise. Stand Juli 2022 sind die russischen Gasimporte deutlich gefallen und der Anteil den die Kernkraft ersetzen könnte wäre entsprechend größer.
2. Einwand: Für den Winter 2022/2023 fehlen Brennstäbe
Habeck wiederholte bei Markus Lanz diese Falschbehauptung, obwohl sie bereits im März, kurz nach Erscheinen des Prüfvermerks widerlegt wurde:
“Man streckt die Atomkraftwerke über den nächsten Winter. Dann muss man sie im Sommer runterfahren / im Streckbetrieb fahren, weil die Brennelemente sonst bis Jahresende ausgebrannt sind.”
Das haben Habeck und seine Berater grundlegend falsch verstanden. Im Streckbetrieb können die Brennstäbe über ihre Auslegungsdauer hinaus zusätzliche Strommengen erzeugen.
Das ist deshalb möglich, weil bei einem Brennstoffwechsel in einem Konvoi-Reaktor nur ein Viertel der Brennelemente ersetzt werden. Drei Viertel des Brennstoffs bleibt sowieso im Kern. Und selbst das “ausgebrannte” Viertel hat noch Reserven.
Ein Präzedenzfall dafür ist das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld in meiner Heimat Unterfranken. Für das Abschaltjahr 2015 wurden keine neuen Brennstäbe bestellt, wegen der später verfassungswidrig eingestuften Brennelementesteuer.
Sechs Monate lang lief Grafenrheinfeld also mit den alten Brennstäben: 67
- 1. Januar: Erster Streckbetrieb auf voller Leistung
- 2. Februar: Leistung fällt langsam von 1250 MW auf 1000 MW
- 7. März: Revision um Brennelemente zu einem “Notkern” neu zusammenzusetzen
- 26. März: Zweiter Streckbetrieb mit Notkern auf voller Leistung
- 18. April: Leistung fällt langsam von 1250 MW auf 600 MW
- 27. Juni: Endgültige Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld
Über diese 6 Monate holte Grafenrheinfeld aus den alten Brennstäben im Mittel 76% der Maximalleistung – inklusive dreiwöchiger Revision. Mit 6 Kernkraftwerken im Streckbetrieb können die Revisionen gestaffelt werden.
Mehr Infos zum Streckbetrieb in diesem Twitter-Thread. oder hier bei der Gesellschaft für Reaktorsicherheit.
Laut Aussage von Westinghouse in Schweden dauert es rund 6 Monate, bis neue Brennstäbe für die Konvoi-Reaktoren geliefert werden können. Wir könnten also theoretisch selbst am 31.12.2022 noch einen unterbrechungsfreien Betrieb für die 3 noch laufenden AKW gewährleisten.
Auch 5 Monate (!) später haben die Medien noch nicht verstanden, was der Unterschied zwischen Streckbetrieb (Ausnutzung von Reserven) und Teillastbetrieb (Spare im Sommer, verlängere im Winter) ist:
- Deutschlandfunk: “Ein Streckbetrieb führe nur zu einer Verlagerung der Stromproduktion, nicht aber zu zusätzlichen Strommengen.”
- Tagesschau: “Die Stromproduktion müsste jetzt schon gesenkt werden, damit der Brennstoff länger reicht.”
- BILD: Streckbetrieb: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not
Ist das noch Inkompetenz oder ist das Absicht?
3. Einwand: Es fehlen Sicherheitsprüfungen bei deutschen AKW
Auch dies eine Behauptung von Habeck bei Lanz im ZDF:
“Dazu müssten wir sie aber nochmal tief durchprüfen, denn das sind sie seit 13 Jahren nicht getan worden.”
Die periodischen Sicherheitsanalysen (PSA) wurden in den letzten 13 Jahren ganz normal im Rahmen der jährlichen Revision durchgeführt. Es ist also keinesfalls so, dass die AKW seit 13 Jahren nicht geprüft wurden.
Was Habeck mit den 13 Jahren meint, ist die periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ). Diese Analyse findet normal alle zehn Jahre statt. Hier wird der grundsätzliche Stand der Technologie evaluiert um zu sehen ob die deutschen Kernkraftwerke alle international gängigen Sicherheitsauslegungen haben.
Die PSÜ wurde für Brokdorf und Gundremmingen C bereits durchgeführt. Es gab dabei keine nennenswerten Defizite laut Kerntechnik Deutschland. Kein Wunder, denn seit der letzten PSÜ aller 6 Kraftwerke im Jahr 2009 wurden im Jahr 2014 bereits Nachrüstungen infolge der Fukushima Stresstests vorgenommen.
Bei einer Laufzeitverlängerung müssten die PSÜs für Grohnde, Isar, Emsland und Neckarwestheim baldmöglichst gemacht werden. Das passiert betriebsbegleitend, also während dem Leistungsbetrieb und während der jährlichen Revisionen. Eine Pausierung ist nicht nötig.
Dass dies möglich ist bestätigt der TÜV Verband. Genauso wie in Brokdorf und Gundremmingen C sind keine signifikanten Maßnahmen zu erwarten laut Kerntechnik Deutschland.
4. Einwand: Kernkraftwerke sind nicht flexibel genug um Gas zu ersetzen
Diese Behauptung stammt nicht von Habeck oder den beiden Ministerien. Man hört besonders in den sozialen Medien oft eine Variante dieses Einwands:
“Kernkraftwerke können als unflexible Grundlastkraftwerke keine Lastfolge fahren und sind daher nicht in der Lage Gaskraftwerke zu ersetzen.”
Die Prämisse ist falsch. Deutsche Kernkraftwerke können schneller Lastfolge fahren als moderne GUD-Kraftwerke.8 Und 28 GW von unseren 32 GW Gaskraftwerken sind GuD-Kraftwerke. Die restlichen 4 GW sind hauptsächlich in der Netzreserve und fast nie in Betrieb.
Warum fahren Kernkraftwerke keine Lastfolge? Es gibt einfach keinen Grund ein Kernkraftwerk zu drosseln. AKW sind im Betrieb CO2-neutral und brauchen sehr wenig Brennstoff. Sie altern außerdem schneller im Lastfolge-Betrieb. Kernkraftwerke ersetzen GuD-Kraftwerke am besten, indem sie durchlaufen wie bisher. Die planbaren Lücken können Kohlekraftwerke füllen und für die unplanbaren Lücken brauchen wir geringe Mengen Gas.
Die 4 GW offene Gasturbinen können Kernkraftwerke nämlich tatsächlich nicht ersetzen. Kein anderes Kraftwerk kann das. Das muss aber auch nicht sein. Diese super schnell regelbaren Kraftwerke mit schlechtem Wirkungsgrad sind größtenteils in der Netzreserve und kommen nur in Ausnahmesituationen zum Einsatz.
Irsching Block 3 ist ein Beispiel für so ein Gaskraftwerk ohne Dampfturbine in der Netzreserve. Es kommt laut den blockscharfen Daten von Energy-Charts auf 0,3% Auslastung (Gesamtjahr 2020).9 Irsching 3 kann übrigens auch mit leichtem Heizöl, statt mit Erdgas betrieben werden.
5. Einwand: AKW können KWK-Gaskraftwerke nicht ersetzen
Eine weitere in sozialen Medien häufige Entgegnung lautet wie folgt:
“Drei Viertel der Gaskraftwerke können Fernwärme per Kraft-Wärme-Kopplung bereitstellen. Kernkraftwerke können das nicht.”
Stimmt, nur etwa 43 TWhel sind ungekoppelt10, also etwa die Hälfte der Gasverstrommung.
Aber ein Ein KWK-Kraftwerk kann Fernwärme auskoppeln, auch ohne mit Maximalleistung Strom zu erzeugen. So können die letzten 6 deutschen Kernkraftwerke auch ohne Fernwärmeanschluss die Stromerzeugung der KWK-Kraftwerke übernehmen.
Das Heizkraftwerk Marzahn versorgt meine Wohnung mit Wärme. Es ist ein Neubau von 2020 und speist flexibel zwischen 50 MW und 250 MW elektrisch ein.11 Fernwärme wird auch auf Teillast ausgekoppelt. Mein Kraftwerk ist außerdem nur eins von insgesamt 11 im Berliner Fernwärmenetz. Die Hälfte davon läuft mit Erdgas.
Dass sich mehrere Kraftwerke oder Kraftwerksblöcke ein Fernwärmenetz teilen ist normal. Insbesondere außerhalb der Heizsaison müssen nicht alle davon gleichzeitig laufen. Wenn die Regierung an einer Reduzierung der Heiztemperatur festhält, wird nicht einmal in der Heizsaison die maximale Wärmeleistung benötigt. Es kann also auch die elektrische Erzeugung gedrosselt werden.
Die Stromproduktion in einem KWK-Kraftwerk kann sogar auf Null gefahren werden, wenn es eine Reduzierstation hat. Auch ohne Reduzierstation kann zum Beispiel das Küstenkraftwerk Kiel die Stromerzeugung auf Null fahren, dank Wärmespeicher und Power-to-Heat. Mehrere deutsche Kraftwerke haben PtH als Zusatz/Alternative.
Dazu kommt noch, dass 3 Kernkraftwerke gerade noch aktiv sind und die anderen 3 bis Dezember 2021 aktiv waren. Für diese Kraftwerke gibt und gab es immer genug zu tun. Kein Wunder, wir haben im deutschen Netz rund 40 GW Grundlast. Die wird 24/7 nachgefragt, egal ob die Sonne scheint oder der Wind weht.
Im europäischen Verbundnetz ist die Grundlast noch deutlich größer und auch unsere Nachbarn wollen von russischem Ergas, Erdöl und Kohle loskommen. Das Anschalten von 8,2 GW Kernkraftwerken ist eine in Europa einmalige Gelegenheit, keine rein national deutsche Maßnahme.
Der Einwand mit der Kraft-Wärme-Kopplung ist berechtigt. Aber wir schütten das Kind mit dem Badewasser aus, wenn wir die Hälfte der Gasverstromung als nicht ersetzbar aufgeben. Ein Großteil der elektrischen Erzeugung dieser KWK-Kraftwerke lässt sich drosseln und durch Kernkraft ersetzen.
6. Einwand: Uran oder Brennstäbe kommen aus Russland
Die Aufklärung zu den anderen 5 Punkten scheint langsam zu wirken – zumindest auf Twitter. Dafür hört man in sozialen Medien nun immer häufiger einen neuen Hinderungsgrund: “Das für die Laufzeitverlängerung nötige Uran muss zwingend aus Russland kommen.”
Laut dem aktuellen “Red Book” der NEA von 2020 stammt nur 5% der Welturanproduktion aus Russland.12 Russland baut nur 2.900 Tonnen Uran pro Jahr ab, braucht aber für die Versorgung seiner eigenen Reaktoren 5.000 Tonnen Uran pro Jahr (S.95). Russland ist also Uranimporteur. Uran könnten wir aus Russland nicht einmal dann beziehen, wenn wir unbedingt wollten.
Nun müssen wir aber unterscheiden zwischen Uranerz und angereichertem Uran. Beim Anreichern von Uran hat Russland die meisten und die wohl günstigsten Anlagen. Es gibt aber genug Alternativen mit freien Kapazitäten. Selbst in Deutschland gibt es die Urananreicherungsanlage Gronau von Urenco. Selbst wenn die Anreicherung einige Prozente teurer ist als in Russland, macht das bei den Kosten pro Kilowattstunde kaum einen Unterschied.
Ein letzter wichtiger Punkt ist die Fertigung der eigentlichen Brennstäbe für die Verwendung in einem bestimmten Reaktortyp. Die Brennstäbe für WWER-Reaktoren sowjetischer Bauart in osteuropäischen Ländern kommen traditionell aus Russland. Das muss aber nicht so bleiben. Die Ukraine hat 2014 nach der Invasion der Krim auf Lieferungen von Westinghouse aus Schweden umgestellt.
Deutschland hat übrigens seinen letzten WWER-Reaktor 1990 nach der Wiedervereinigung stillgelegt. Die Laufzeitverlängerung von Konvoi-Reaktoren ist von dem WWER-Dilemma überhaupt nicht betroffen. Die Propagandaschlacht zu russischem Uran in deutschen Kernkraftwerken ist völlig absurd.
Es ist sowieso Irsinn so zu tun als würden Uranimporte und Gasimporte gleich schwer wiegen bei der Finanzierung von Putins Krieg. Die Energiedichte von Uran ist 5 bis 6 Größenordnungen höher als die von Erdgas. Mit einem Gramm Uran kann man 100.000 bis 1.000.000 Gramm Erdgas ersetzen (je nach Reaktortyp). Auch bei den Kosten pro Kilowattstunde gibt es mehrere Größenordnungen Unterschied.
Update Juli: Anfrage an BMWK und BMUV via FragDenStaat
Seit 4 Monaten (!) stehen Falschaussagen des Prüfvermerks unkorrigiert auf den Internetauftritten des Bundesministeriums für Wirtschaft und des Bundesministeriums für Umwelt.
Grund genug für mich eine Anfrage laut Informationsfreiheitsgesetz zu stellen. Solche Anfragen bündelt und veröffentlicht die Plattform FragDenStaat. Ich beschränke mich in der Anfrage auf 3 gut belegbare Sachfehler im Prüfvermerk:
- Verwechslung von Streckbetrieb (zusätzliche Strommengen) und Teillastbetrieb (Verlagerung von Strommengen)
- Verwechslung von PSÜ (betriebsbegleitend) und PSA (Stillstand)
- Verwechslung von Betriebsgenehmigung und Genehmigung zum Leistungsbetrieb
Meine erste Anfrage ging am 3. Juli an das Wirtschaftsministerium (BMWK), Mitverfasser des Prüfvermerks. Die Antwort ist überraschend:
“das BMWK ist hier leider nicht zuständig. Bitte wenden Sie sich an das BMUV und stellen dort Ihren IFG-Antrag erneut.”
Das Wirtschaftsministerium streitet die Verantwortung für den Prüfvermerk ab?
Meine nächste Anfrage vom 4. Juli ging also an des Bundesumweltministerium (BMUV). Es folgt am 7. Juli eine lange Antwort, in der es vor allem um die Entstehungsgeschichte des Prüfvermerks geht.
Erst der letzte Satz behandelt meine Frage:
“Im Ergebnis spiegelt der Prüfvermerk vom 7. März 2022 nach wie vor die Auffassung des BMUV wieder, eine Überarbeitung ist nicht vorgesehen.”
Das “Ergebnis” des Prüfvermerks ist die Ablehnung einer Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken. Bereits vor der Prüfung verkündete Umweltministerin Steffi Lemke das Ergebnis der Prüfung.
Niemand ist überrascht, wenn ein von Grünen geführtes Ministerium eine Laufzeitverlängerung kategorisch ablehnt. Es kann aber nicht sein, dass diese ideologische Ablehnung mit Falschaussagen begründet wird.
Ich habe deshalb in der ursprünglichen IFG-Anfrage vom 4. Juli eine zweite Frage gestellt, die leider nicht beantwortet wurde:
“Falls es keinen Zeitplan zur Korrektur gibt: Warum bleiben Falschaussagen unkorrigiert im Internetauftritt von BMUV und BMWK veröffentlicht und werden weiterhin von beiden Ministerien unkorrigiert öffentlich referenziert (z.B. in Presse-Interviews von Robert Habeck & Steffi Lemke)?”
Am 12. Juli habe ich diese Frage erneut gestellt. Eine Antwort darauf steht aus. Schauen wir mal, ob sie sich trauen die nicht erfolgte Korrektur von Falschaussagen begründen…
Update Juni 2022: Neue FAQ vom BMWK mit alten Falschaussagen
Die Prüfung einer Laufzeitverlängerung der 6 deutschen Kernkraftwerken haben die grünen Ministerien im 2. Quartal bewusst einschlafen lassen, trotz immer mehr Forderungen aus Politik und Wirtschaft. Putins Eskalation der Gaskrise Ende Juni hat die Debatte aber wieder entfacht.
Um den 22. Juni herum veröffentlichte daraufhin das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) eine undatierte FAQ um die Ablehnung der Laufzeitverlängerung zu begründen. Auch diese neue FAQ enthält wieder viele der gleichen Falschaussagen aus dem Prüfvermerk im März.
Im März konnte man das noch als “schlecht informiert” abtun. 3 Monate später ist das Verbreiten der immer gleichen Unwahrheiten keine Lappalie mehr. Entweder Habeck und sein Ministerium haben sich nicht mit dem Expertenwissen zur Laufzeitverlängerung beschäftigt oder sie lügen wissentlich.
Zum Beispiel haben die Leute im BMWK immer noch nicht verstanden, was mit Streckbetrieb gemeint ist. Sie behaupten frech, dass ohne Drosselung im Sommer die Brennelemente am 31.12.2022 um Mitternacht “abgebrannt” wären, obwohl sie dann noch Reserven für viele Monate Leistungsbetrieb haben.
Die FAQ enthält neben solchen Lügen zum Streckbetrieb die schon bekannten Falschaussagen zur PSÜ, zur Lieferzeit der Brennstäbe und zum Uran aus Russland. Statt endlich wie versprochen die “ideologiefreie Prüfung” der Laufzeitverlängerung durchzuführen, verbreitet das BMWK Lügen.
Neu in der FAQ sind außerdem zwei Punkte:
1. französische Kernkraftwerke
Was haben die Wartungsintervalle und Korrosionsprobleme französischer Kernkraftwerke mit der Laufzeitverlängerung der deutschen Rekordhalter in der Atomstromproduktion zu tun?
2. Cyberattacken
Warum sollen ausgerechnet von externen Netzwerken durch eine air gap getrennte Kernkraftwerke ein Problem mit Cyberattacken haben? Seit dem Ukrainekrieg wissen wir, dass Windräder die Stromerzeuger mit einem Cyber-Sicherheitsproblem sind.
Europäische Pläne zum Stopp russischer Gasimporte fordern Laufzeitverlängerung
Seit der Energiekrise 2021 ist die Mehrheit der Deutschen für die Laufzeitverlängerung der letzten 6 AKW.
Wir sind aber immer noch Außenseiter in der Kernkraft-Debatte. Im übrigen Europa ist die Meinung zur Kernkraft deutlich besser.
Gesamteuropäische Pläne zur Reduzierung russischer Gasimporte fordern eine Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke sogar explizit:
- Maßnahme 5 im 10-Punkte-Plan der IEA
“Vier Kernreaktoren sollen bis Ende 2022 und ein weiterer 2023 abgeschaltet werden. Ein zeitweiliger Aufschub dieser Abschaltungen zur Gewährleistung des sicheren Betriebs könnte die Gasnachfrage in der EU um fast 1 Mrd. m3 pro Monat senken.”
- Maßnahme 4 im Plan Switch off Putin von RePlanet
“Annahme dafür sind 3 Reaktivierungen von Kernkraftwerken und dem Aussetzen der Abschaltung von 3 weiteren Kernkraftwerken. Bei jeweils 10 TWh Stromerzeugung sind das 60 TWh Strom. Bei 50 % Wirkungsgrad der Gaskraftwerke entspricht das 120 TWh Erdgas, also rund 12 Mrd. m³ pro Jahr”
- Maßnahme “Higher use of existing plants” im Plan von Bruegel
“A technically and politically difficult decision to delay the closure of German nuclear power plants in operation until the end of 2021 could free up another 120 TWh of gas.”
Es wird zunehmend schwieriger anderen Europäern zu erklären, warum Deutschland sich mit der Laufzeitverlängerung so schwer tut.
Fazit: Kernkraft kann russische Importe ersetzen
Eine Laufzeitverlängerung der 6 letzten deutschen Kernkraftwerke ist technisch, wirtschaftlich und gesetzlich möglich. Es gibt laut Umfragen seit der Energiekrise sogar eine gesellschaftliche Mehrheit dafür.
Die 6 Kernkraftwerke können einen signifikanten Teil der Gasverstromung ersetzen und zwar schon im nächsten Winter. Insgesamt verstromen wir gut ein Drittel so viel Gas, wie wir aus Russland importieren.
Für jede kWh Erdgas, die Kernkraftwerke nicht direkt ersetzen können, sparen sie alternativ russische Kohle ein. Oder sie helfen über das europäische Verbundnetz unseren Nachbarländern vom russischen Gas loszukommen. Kein anderes Land in Europa hat 6 große und moderne Kernkraftwerke als Ass im Ärmel.
Auch mittelfristig macht die Verlängerung Sinn. Die Stromnachfrage steigt durch Ausbau von Wärmepumpen, das Ausrollen der Elektromobilität und die Einführung einer Wasserstoffwirtschaft. Strom ist heute schon der flexibelste Energieträger. Das mach die Strom erzeugenden Kernkraftwerke flexibel einsetzbar. Es liegt jetzt an der Politik zügig die richtige Entscheidung zu fällen.
Medienecho zu Falschaussagen von Habeck & grünen Ministerien
Im Juli berichten endlich auch die Massenmedien geeint über Falschaussagen von Robert Habeck, Steffi Lemke und den grünen Ministerien BMUV & BMWK:
- nTV Plötzlich verstolpert Habeck sich
- Zeit Atomkraft: Die nackte Wahrheit?
- Focus „Irrationale Atomangst“: Kernkraft-Expertin entlarvt die Doppelmoral der Grünen
- Spiegel Habeck und die Energiekrise: Minister für Doppelmoral
- NZZ Die letzten deutschen Atomkraftwerke abschalten? Das wäre fatal
- FAZ Energiemangel: Atomkraft hilft eben doch
- Welt Weiterbetrieb von AKW? Energie-Manager stellten schnellere Brennstab-Beschaffung in Aussicht
-
Und ausgerechnet die Bild will gar nicht mehr aufhören mit dem Thema, wie ein Hai der Blut gerochen hat:
- Bild Von wegen “Geht nicht”: AKW-Betreiber stellten Habeck neue Brennstäbe in Aussicht
- Bild Von wegen nutzlos in der Gaskrise: Wie AKW fast 7 Millionen Haushalte heizen könnten
- Bild Bild entlarvt: Die 5 Atom-Lügen der AKW-Gegner
- Bild TÜV-Verbands-Chef stellt klar: So viele AKW könnten in Deutschland noch laufen
- Bild Kommentar: Schluss mit den grünen Ausreden!
- Bild Verschleppen die Grünen die AKWende bewusst?
- Bild Atom-Wende kommt nicht voran: Die fünf peinlichsten Ausreden der Grünen
Und beim ZDF liest man nach 4 Monaten Hebeckschen Falschmeldungen, dass Habeck die Objektivität vermisst. Da hat wohl jemand 1984 als Handlungsanweisung verstanden…
Die Welt hat als einziges großes Medium bereits 4 Monate vor allen anderen über Falschaussagen der grünen Ministerien berichtet: Rechtlich unmöglich? Habecks Argumente gegen AKW-Weiterbetrieb weisen Schwächen auf
Andererseits verbreitet Die Welt selbst im September (!) noch Falschaussagen zu Streckbetrieb, Sicherheitsprüfungen, Brennstab-Lieferzeiten, Uranförderung und gesellschaftlicher Akzeptanz – unglaublich!
Habeck selbst ist nicht einmal auf dem Stand der Dinge, was den Verlauf der von ihm selbst angestoßenen Prüfung angeht. Am 1. April im ZDF bei Markus Lanz wiederholte er die seit Wochen widerlegten Behauptungen aus dem ursprünglichen Prüfvermerk. Er wiederholte Falschaussagen im Juni und im Juli.
Timeline: Stand von Habecks Prüfung zur Kernkraft Laufzeitverlängerung
Wo stehen wir bei der Prüfung der Laufzeitverlängerung der 6 deutschen Kernkraftwerke? Der zeitliche Verlauf bisher:
- 27. Februar Wirtschaftsminister Habeck verspricht die Prüfung der Laufzeitverlängerung
- 28. Februar Einen Tag nach Habeck schließt Umweltministerin Lemke längere Laufzeiten kategorisch aus
- 1. März Ein Artikel nimmt Falschaussagen von BMWK und BMUV bereits vor der Prüfung vorweg
- 3. März Ein Dutzend Energiewirtschaftsfachleute appellieren für eine Laufzeitverlängerung um 2-5 Jahre
- 5. März Bei Habecks Prüfung werden Fachexperten von RSK und GRS nicht befragt
- 8. März Russland droht mit vollständigem Gaslieferstopp
- 8. März Ministerien für Umwelt & Wirtschaft sammeln mögliche Hinderungsgründe im Prüfvermerk
- 8. März Erste Reaktion mit Kritik des Verbands Kerntechnik Deutschland
- 9. März Widerspruch zum Prüfvermerk von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit
- 9. März Erster Fact Check des Prüfvermerks in den Medien
- 12. März TÜV-Verband widerspricht technischen Hinterungsgründe im Prüfvermerk
- 13. März Reaktorsicherheitsexperte Ulrich Waas widerspricht Aussagen zu Prüfungen und Ersatzteilen
- 15. März Kerntechnik Deutschland liefert umfangreiche Kritik des Prüfvermerks
- 15. März Verein Nuklearia verstärkt Sachliche Kritik am Prüfvermerk
- 16. März Betreiber von Isar II widerspricht Prüfvermerk und bestätigt mögliche Laufzeitverlängerung
- 18. März Belgien beschließt eine Laufzeitverlängerung für 10 Jahre
- 23. März Verband Kerntechnik Deutschland schickt einen offenen Brief an den Bundeskanzler
- 28. März Kritik an der fehlenden Fachkenntnis im Wirtschaftsministerium
- 30. März Wirtschaftsweisen fordern eine AKW-Laufzeitverlängerung
- 30. März Plan “Switch off Putin” zum Stopp russischer Gasimporte fordert eine Laufzeitverlängerung
- 6. April Keine rechtlichen Einwände gegen eine Laufzeitverlängerung von Gundremmingen C und Isar 2
- 7. April Kerntechnik Deutschland erklärt die Relevanz der Kernkraftwerke in einer Strommangellage
- 11. April Laut Umweltbundesamt betreffen Sicherheitsrisiken im Prüfvermerk nicht deutsche Reaktoren
- 15. April Union fordert eine AKW-Laufzeitverlängerung
- 18. April Westinghouse kann neuen Brennstoff in 6 Monaten liefern
- 19. April CDU/CSU stellt Kleine Anfrage zur Prüfung des Weiterbetriebs von Kernkraftwerken
- 24. April Bundesparteitag der FDP fordert eine AKW-Laufzeitverlängerung
- 25. April Internationale Energieagentur fordert eine Laufzeitverlängerung zum Stopp russischer Gasimporte
- 27. April Russland stoppt Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien
- 1. Mai Analyse eines Atomrechtlers zur gesetzlichen Durchführbarkeit der Laufzeitverlängerung
- 11. Mai Ukraine reduziert Gaslieferungen über die Pipelines Sojus und Transgas
- 21. Mai Russland stoppt Gaslieferungen nach Finnland
- 13. Mai Im bayrischen Landtag Expertenanhörung zur Laufzeitverlängerung der AKW in Bayern
- 28. Mai Rechtsexperten der Uni Bochum ohne juristische Einwände gegen eine Laufzeitverlängerung
- 31. Mai Russland stoppt Gaslieferungen in die Niederlande
- 01. Juni Russland stoppt Gaslieferungen nach Dänemark
- 03. Juni Deutschland bezahlt seit Mai durch eine Hintertür Gaslieferungen in Rubel
- 09. Juni Sogar der atomkritische Finanzminister Christian Lindner ist für eine Laufzeitverlängerung
- 10. Juni Wirtschaftsminister Habeck ruft zum Energiesparen auf
- 12. Juni Bundesumweltministerin Lemke lehnt erneut Atomkraft kategorisch ab
- 14. Juni Gazprom drosselt Gaslieferungen durch North Stream 1 auf 60% der Kapazität
- 15. Juni LNG-Verknappung bis September durch Ausfall des Terminals Freeport
- 16. Juni Gazprom drosselt Gaslieferungen durch Nord Stream 1 weiter auf 40% der Kapazität
- 17. Juni Russischer Gaslieferstopp für Frankreich
- 17. Juni Italien, Tschechien, Slowakei und Österreich bekommen russische Gaslieferungen gedrosselt
- 19. Juni Wirtschaftsminister Habeck will Kohlekraftwerke aus der Reserve holen
- 20. Juni Olaf Scholz gegen Laufzeitverlängerung wegen angeblicher 18 Monate Lieferzeit Brennstäbe
- 21. Juni Branchenverband Kernenergie widerspricht den Behauptungen von Scholz
- 21. Juni Führende deutsche Ökonomen plädieren für eine Laufzeitverlängerung
- 21. Juni Verein Nuklearia fasst Falschaussagen von Kanzler & Ministerien zusammen
- 22. Juni Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, plädiert pro Laufzeitverlängerung
- 22. Juni Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur, rät Deutschland zur Laufzeitverlängerung
- 22. Juni BMWK veröffentlicht eine FAQ mit den falschen Inhalten aus dem Prüfvermerk 3 Monate vorher
- 23. Juni 3 von 7 Modellen der Bundesnetzagentur prognostizieren leere Gasspeicher im Februar 2023
- 23. Juni Laut Gutachten TÜV Süd können bayrischen AKW Isar 2 und Gundremmingen C weiterlaufen
- 23. Juni BMWK ruft offiziell die Alarmstufe des Notfallplans Gas aus
- 24. Juni Ukraine bietet Deutschland an in der aktuellen Notlage mit Atomstrom auszuhelfen
- 24. Juni Rekord im Mai bei der Gasverstromung in Deutschland, Österreich und Frankreich
- 25. Juni EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton rät zur Laufzeitverlängerung
- 26. Juni Dr. Ossenbrink will deutsche Kernkraftwerke zur Wasserstoffproduktion einsetzen
- 27. Juni Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit widerspricht Falschdarstellung Streckbetrieb
- 30. Juni Uniper bittet als erster deutscher Gasversorger wegen der Gaskrise um Staatshilfen
- 30. Juni Zeit berichtet über Falschaussagen Habecks in seiner “Expressprüfung”
- 1. Juli Nord Stream 1 Pipeline wird ab 11. Juli gar kein Gas mehr liefern
- 2. Juli Strompreise am Spotmarkt haben sich in einem Jahr um 320% verteuert.
- 2. Juli Bundesregierung rät zur Anschaffung von Notstromaggregaten
- 3. Juli Norwegische Gewerkschaft für Gasarbeiter droht mit Drosselung der Gasexporte um 13% pro Tag
- 4. Juli EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton fordert deutsche Laufzeitverlängerung
- 4. Juli 10 Energieminister aus EU-Staaten plädieren für Neubau von Kernkraftwerken
- 5. Juli Norwegen beendet den Gasstreik vorzeitig durch Vetorecht
- 5. Juli Südkorea nimmt Atomausstieg zurück
- 5. Juli CDU und CSU lassen namentlich über die Laufzeitverlängerung im Bundestag abstimmen
- 6. Juli Für Habecks geplante LNG-Importe gibt es nicht genug Schiffe
- 6. Juli Laufzeitverlängerung wäre schädlich für Habecks politische Ambitionen
- 7. Juli Bundesregierung will per Gesetz mehr Kohle verstromen
- 7. Juli niederländischer Energieminister bittet Habeck darum Kernkraftwerke zu verlängern
- 8. Juli Kohlekraftwerke statt Kernkraftwerke bei der Abstimmung im Bundestag
- 11. Juli Russland drosselt Gaslieferungen nach Italien und Österreich
- 11. Juli Nord Stream 1 wird heute abgeschaltet
- 11. Juli Erste Städte bereiten Wärmehallen für den Winter vor
- 11. Juli Größter Aluminiumhersteller geht wegen hoher Strompreise in den Stillstand
- 15. Juli Wegen der Gaskrise werden deutlich mehr Heizlüfter und Kaminöfen gekauft
- 15. Juli Füllstand deutscher Gasspeicher steigt kaum noch
- 16. Juli Gazprom stellt immer mehr Bedingungen für eine Wiederinbetriebnahme von Nord Stream 1
- 18. Juli Bundesinnenministerin erwartet Proteste wegen Energiepreisen
- 18. Juli Wirtschaftministerium will Weiterbetrieb von 3 Kernkraftwerken erneut in einem Stresstest prüfen
- 19. Juli Russisches Gas kann laut Fraunhofer frühestens 2025 ersetzt werden
- 19. Juli Russland will die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 nach der Wartung auf 40% erhöhen
- 20. Juli Putin warnt vor erneuter Senkung der Gaslieferungen
- 20. Juli Fast jeder 2. Deutsche will gegen die Energiepolitik protestieren
- 21. Juli Gaslieferungen über Nord Stream 1 sind wieder bei 30-40% der Kapazität
- 22. Juli Polen bietet an die deutschen Kernkraftwerke zu pachten
- 22. Juli Deutschlands Bitte nach Solidarität beim Erdgas in der EU stößt auf Ablehnung
- 22. Juli Grüne Partei veröffentlicht Positionspapier gegen Kernkraft und wiederholt darin Falschaussagen
- 24. Juli Bundesregierung bereit zur Laufzeitverlängerung gegen Verabschiedung des EU-Notfallplan
- 25. Juli Österreich will den zum deutschen Gasnetz gehörenden Gasspeicher Haidach anzapfen
- 25. Juli Kaum fließt das Gas wieder mit 40%, will Gazprom Nord Stream 1 auf 20% Kapazität reduzieren
- 27. Juli TÜV-Verbandschef hält Laufzeitverlängerung von 6 Kernkraftwerken möglich, nicht nur 3
- 27. Juli Stuttgarter Erklärung: 20 Professoren fordern grundlegenden Ausstieg vom Atomausstieg
- 29. Juli Andere EU-Länder fordern deutsche Laufzeitverlängerung
- 31. Juli Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall fordert Laufzeitverlängerung und Neubau
- 31. Juli Erstmals sind die Mehrheit der Grünen-Wähler (54%) für eine Laufzeitverlängerung
- 01. August Erstes Steinkohlekraftwerk kehrt aus der Reserve an den Markt zurück
- 01. August Gaspreise bleiben hoch und erholen sich erst 2026 wieder
- 03. August Bundeskanzler Scholz äußert sich erstmals positiv zu einer Laufzeitverlängerung
- 04. August Gesellschaftliche Zustimmung zur Laufzeitverlängerung steigt im August auf über 80 Prozent
- 04. August BMUV reagiert erstmals auf sachliche Fehler im Prüfvermerk
- 07. August Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie fordert Laufzeitverlängerung
- 08. August Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies gegen Laufzeitverlängerung von KKW Emsland
- 09. August Bundesvorsitzende der Mittelstands- & Wirtschaftsunion, kritisiert Abschaltung KKW Emsland
- 10. August Eigner E.ON wiederholt Offenheit für Laufzeitverlängerung des bayrischen Kernkraftwerks Isar 2
- 16. August Unser Hauptlieferant für Erdgas Norwegen kann keine zusätzlichen Gasmengen liefern
- 16. August Laut Wall Street Journal ist Laufzeitverlängerung von 3 deutschen Kernkraftwerke beschlossen
- 18. August Auch im Juli wurde eine Rekordmenge von Erdgas verstromt
- 18. August Energiepolitiker der FDP fordert ein Ende der Verschleppung bei der Laufzeitverlängerung
- 19. August Strompreise erreichen neuen Rekordstand mit mehr als 20-facher Verteurung in einem Jahr
- 24. August Japan zieht Lehren aus Fukushima und baut neue Kernkraftwerke
- 27. August Bundesnetzagentur bereitet auf Laufzeitverlängerung wegen Strommangels vor
- 27. August Umweltministerin Lemke wiederholt noch immer Falschaussagen zur PSÜ
- 28. August Außenministerin Baerbock bezeichnet Laufzeitverlängerung als Irrsinn
- 29. August Ab 31. August erneuter Lieferstopp durch Nord Stream 1
- 30. August SPD und Grüne warnen vor einem Revival der Kernkraft in Deutschland
- 02. September E.ON/Preussenelektra werben für Laufzeitverlängerung ihres AKW Isar 2
- 02. September Reaktor-Sicherheitskommission widerspricht Falschdarstellung von Umweltministerin Lemke
- 02. September Auf unbestimmte Zeit keine Gaslieferungen mehr über Nord Stream 1
- 04. September Drittes Entlastungs-Paket über 65 Mrd. Euro verabschiedet
- 05. September Extrem steigende Gas-Preise sorgen für Einbruch am Aktienmarkt
- 05. September Tausende demonstrieren in Leipzig gegen hohe Energiepreise
- 05. September Habeck will Kernkraftwerke wie geplant abschalten, aber 2 als Reserve behalten
- 06. September Notreserve für Kernkraftwerke war wohl nicht mit Betreibern abgesprochen
- 07. September Betreiber von Isar 2 meint Reservebetrieb sei nicht technisch machbar
- 09. September Wenige Fortschritte bei Abkommen zur Gas-Solidarität
- 12. September Industrie- und Handelskammern kritisieren Energiepolitik
- 13. September Am Montag demonstrierten 6000 Menschen gegen Energiepolitik
- 13. September Ausgerechnet in der Gaskrise sehr früher Start der Heizsaison
- 14. September Laufzeitverlängerung von 3 Kernkraftwerken senkt Strompreise 2023 um 4%
- 15. September Habeck warnt vor vierstelligen Rechnungen bei der Gasversorgung
- 15. September Energieversorger rechnen mit Zahlungsausfällen
- 16. September Petition gegen Atomausstieg Stuttgarter Erklärung zur Zeichnung freigegeben
- 19. September Gesellschaft für Reaktorsicherheit äußerst Bedenken gegenüber einer Notreserve
- 20. September Am Montag demonstrierten 12.000 Menschen gegen Energiepolitik
- 20. September Industrie erwartet Unterbrechung der Gasversorgung
- 20. September Gaskonzern Uniper soll verstaatlicht werden
- 25. September Habeck rechnet in der Gaskrise mit bis zu 100 Mrd. Euro Verlust pro Jahr
- 26. September Gaspreis fällt wieder durch u.a. sinkende Nachfrage
- 26. September 11.000 Menschen bei Protesten gegen Energiepolitik
- 26. September Entscheidung Laufzeitverlängerung verschoben bis nach Nds.-Wahl & Parteitag Grünen
- 27. September Beide Nord Stream Pipelines vermutlich sabotiert
- 27. September 2 von den 6 Kernkraftwerken sollen wohl für wenige Monate weiterlaufen
- 29. September Gasverbrauch steigt auf 14% über Vorjahreswert
- 29. September 2 Braunkohlemeile in Brandenburg sollen reaktiviert werden
- 29. September Wirtschaftsvertreter fordern mehr als 2 AKW ans Netz
- 30. September Bis Mitte November soll über Weiterbetrieb von 2 der 6 AKW entschieden werden
- 3. Oktober FDP-Fraktion in Schleswig-Holstein prüft Wiederanfahren von Brokdorf
- 4. Oktober 100.000 Menschen demonstrieren gegen Energiepolitik
- 4. Oktober 2 alte Braunkohlekraftwerke in NRW um 4 Jahre verlängert
- 4. Oktober EU-Kommission erwartet Stromausfälle im Winter
- 4. Oktober Streckbetrieb von 3 AKW würde 1,3 Millionen Tonnen CO2 sparen
- 5. Oktober Habeck kritisiert hohe LNG-Knappheitspreise
- 5. Oktober Entscheidung zur Laufzeitverlängerung verschoben, Lindner fordert 6 AKW
- 7. Oktober Deutsche Bank erwartet Beginn der Deindustrialisierung Deutschlands
- 7. Oktober Verlängerung von 3 AKW würde Strompreise um 12% senken
- 8. Oktober Verlängerung von 6 AKW würde Strompreise um 54% senken
- 9. Oktober Gut 3 Wochen später berichtet auch der ÖRR über die Petition zur Laufzeitverlängerung
- 10. Oktober Entscheidung zur Laufzeitverlängerung im Kabinett erneut verschoben
- 11. Oktober Lindner besteht auf mehrjähriger Laufzeitverlängerung
- 11. Oktober Greta Thunberg rät zu Laufzeitverlängerung der AKW
- 13. Oktober Ölkraftwerks-Schiffe sollen AKW Emsland ersetzen
- 14. Oktober EU-Länder verstromen mehr Erdgas als in den Vorjahren
- 14. Oktober Rekord-Mehrheit 68% für Laufzeitverlängerung bis 2024 oder länger
- 14. Oktober Parteitag der Grünen entscheidet gegen Laufzeitverlängerung
- 14. Oktober Krisensitzung zur Laufzeitverlängerung der Bundesregierung
- 15. Oktober Entscheidung zur Laufzeitverlängerung erneut verschoben
- 17. Oktober Krisentreffen zur Laufzeitverlängerung mit Scholz, Lindner & Habeck ohne Ergebnis
- 17. Oktober Scholz weist per Richtlinienkompetenz den Streckbetrieb von 3 AKW bis April an
- 18. Oktober Scholz Machtwort war vermutlich mit Lindner & Habeck abgesprochen
- 19. Oktober Laufzeitverlängerung von 3 AKW bis April ist im Kabinett beschlossen
- 19. Oktober Industrie stellt Atomausstieg in Frage
- 21. Oktober Mehrheit auch nach Machtwort für mehrjährige Laufzeitverlängerung
- 21. Oktober Zusammenfassung der Verzögerungen & Desinformationen der grünen Ministerien
Der letzte Artikel von Anna-Veronika Wendland ist ein guter Abschluss für diese Timeline, wie auch schon ihr Artikel vom 1. März ein guter Start in die Timeline war.
Es ist derbe Wählererarschung, was Habeck und Lemke hier über 8 Monate hingelegt haben. Niemand darf sich wundern, wenn solcher Vertrauensmissbrauch die Bürger im kommenden Winter in die Hände von extremen Parteien treibt.
Auch das Spielen mit unserer Energieversorgung ist mindestens leichtsinnig, wenn nicht komplett verantwortungslos. Wenn Parteiinteressen über dem Wohl des Landes stehen, dann sollte die grüne Partei abgestraft werden.
Updates:
- 05.04.2022: Erstmals veröffentlicht mit 5 Punkten.
- 25.05.2022: Russisches Uran als 6. Punkt hinzugefügt.
- 17.06.2022: Update zum Anteil der Gasverstromung an russischen Exporten (Punkt 1) und neuer Absatz zu den europäischen Plänen zur Reduzierung von russischem Erdgas
- 25.06.2022: Neuer Absatz zur neuen FAQ des BMWK
- 12.07.2022: Neuer Abschnitt am Ende zum Medienecho
- 16.07.2022: Neuer Absatz zur Anfrage nach Informationsfreiheitsgesetz
- 22.10.2022: Erst einmal letztes Update zur Timeline
- 29.10.2022: Kleines Update zur Akteneinsicht der WELT
- 25.04.2024: Post Mortem am Anfang hinzugefügt nach Akteneinsicht
Quellen
- Tabelle 23 Energiedaten: Gesamtausgabe BMWI (2022)
- Imports of natural gas by partner country Eurostat (2021)
- Verhältnis erzeugter Strommengen Kernkraft/Erdgas im Jahr 2021 AGEB (2022)
- Gesamte Nettostromerzeugung in Deutschland im Mai Energy Charts (2022)
- Lagebericht Gasversorgung Stand: 17.06.2022 Bundesnetzagentur (2022)
- Nettostromerzeugung aus Kernenergie in Deutschland 2015 Energy-Charts (2021)
- Feststellung des zusätzlichen Reservekraftwerksbedarfs für das 1. Quartal 2015 Bundesnetzagentur (2014)
- Quo vadis, Netzstabilität? ATW (2021)
- Nettostromerzeugung aus Erdgas in Deutschland 2020 Energy-Charts (2022)
- DIW aktuell 84: Sonderausgaben zum Krieg in der Ukraine DIW (2022)
- Nettostromerzeugung aus Erdgas in Deutschland 2022 Energy-Charts (2022)
- Uranium Resources, Production and DemandNEA (2020)