Energieverbrauch weltweit 2022: Energiemix & Strommix

Wie viel Energie verbrauchen wir weltweit? Wie verteilten sich Energiemix und Strommix im Jahr 2022?

Der weltweite Energieverbrauch steigt seit Jahren fast gleichförmig. Auch der vorübergehende Verbrauchs-Einbruch durch Corona ist längst wieder aufgeholt.

2022 verbrauchte die gesamte Welt rund 179 Billionen kWh Energie.12 Das ist das 20-Milliarden-fache des direkten Pro-Kopf-Verbrauchs von 8.800 kWh im Haushalt in Deutschland. 3

Den globalen Energieverbrauch dominieren die fossilen Energieträger Erdöl, Kohle und Erdgas mit gut drei Vierteln Anteil bei den Primärenergieträgern.

Es werden sogar weiterhin mehr fossile als klimafreundliche Energieträger zugebaut. Von einer Defossilisierung im Rahmen einer Dekarbonisierung kann international gesehen noch keine Rede sein.

Am ehesten zeigt sich die Energiewende noch im Stromsektor. Elektrizität ist am einfachsten zu dekarbonisieren und stammt weltweit nur noch zu 64% aus fossilen Quellen.

Primärenergie: Anteile am Energieverbrauch weltweit 2022

Erdöl war mit fast 30% Anteil der am meisten genutzte Primärenergieträger. Benzin, Diesel und Kerosin im Transportsektor sind Erdölprodukte, genauso wie Heizöl im Wärmesektor.

Kohle mit gut 25% Anteil an der Primärenergie ist nach wie vor der zweitwichtigste Brennstoff. Kohle wird vor allem in Kraftwerken verstromt oder für Fernwärme und Prozesswärme verbrannt.

Erdgas ist mit 22% Anteil am Energieverbrauch kurz davor die Kohle zu überholen. Anders als Kohle ist Erdgas ein sehr beliebter Brennstoff zum Heizen. Aber auch Strom und Prozesswärme stammen aus Gaskraftwerken.

Biomasse ist der älteste und mit 7% Anteil mittlerweile unbedeutendste Brennstoff. Besonders in armen Ländern wird ein Großteil des Heizbedarfs aber nach wie vor mit Holz, Dung und landwirtschaftlichen Abfällen gedeckt.

Wasserkraft ist mit 6% Anteil am Energieverbrauch der erste klimafreundliche Energieträger. Sie dient in Form von Staudämmen und Laufwasserkraftwerken zur Stromerzeugung.

Kernkraft ist mit 4% Anteil die zweitwichtigste klimafreundliche Energiequelle. Atomkraftwerke werden aktuell vor allem zur Stromerzeugung genutzt und nur selten zur Auskopplung von Fernwärme oder Prozesswärme.

Windkraft mit 3% Anteil und Photovoltaik mit 2% Anteil am Gesamtenergieverbrauch sind die Newcomer auf dem Energiemarkt. Die beiden klimafreundlichen Energiequellen erzeugen ausschließlich Strom.

Primärenergie: Energieverbrauch weltweit von 2000 bis 2022

Im zeitlichen Verlauf mit absoluten Zahlen seit dem Jahr 2000 zeigen sich mehrere Trends:

  • Der globale Energieverbrauch steigt ungebrochen und fast gleichförmig.
  • Wirtschaftskrisen wie 2008 und 2020 senken den Verbrauch nur temporär.
  • Kohle und Erdgas sind die am stärksten zugebauten Energieträger, gefolgt von Erdöl.
  • Erdgas läuft Kohle und Erdöl im zweiten Jahrzehnt den Rang ab.
  • Wasserkraft, Biomasse und Kernkraft sind stagniert.
  • Wind und Solar wurden seit etwa 2015 schnell zugebaut.

Trotz dem schnellen Zubau von Wind und Solar, zeigt sich global kein schneller Übergang zu klimafreundlicher Energie.

Klimafreundliche Energie: Anteil Kernkraft & Erneuerbare

In den letzten 10 Jahren wurde trotz aller Klimaschutzbemühungen der Anteil klimaschädlicher Energien um nur 3 Prozentpunkte reduziert:

  • 88% klimaschädliche Energie im Jahr 2012
  • 85% klimaschädliche Energie im Jahr 2022

Fast alle diese Einsparungen wurden bei der Kohleverbrennung erreicht. Erdöl, Erdgas und Biomasse haben ihren Anteil hingegen um maximal einen Prozentpunkt verändert.

Der Anteil der klimafreundlichen Erzeuger Wasserkraft und Kernkraft ist prozentual gleichgeblieben, obwohl beide in absoluten Zahlen etwas ausgebaut wurden.

Wind und Solar konnten ausgehend von einem niedrigen Niveau ihre relativen Anteile im letzten Jahrzehnt verbessern. Sie decken nun 5% des Energieverbrauchs von vorher 1%.

10 Jahre Zubau: Welche Energie wurde im letzten Jahrzehnt ausgebaut?

Weltweit steigt der Energieverbrauch nach wie vor stark. Aber nicht alle Energieträger profitierten davon im vergangenen Jahrzehnt 2012 bis 2022 gleichermaßen.

In absoluten Zahlen stieg die Erdgas-Nachfrage im letzten Jahrzehnt mit Abstand am meisten. Deutlich weniger ausgebaut wurden Wind, Erdöl und Solar.

Selbst Kohle wurde weiter ausgebaut. In der deutschen Klimadebatte vergessen wir oft, dass vor allem in China, Indien und Indonesien nach wie vor Kohlekraftwerke gebaut werden.

Im reichen Westen wurden hingegen viele Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt. Man spricht von einem Fuel Switch. Deutschland ist eines der letzten Industrieländer, welches den Kohleausstieg immer noch hinauszögert.

Insgesamt überwiegt global klar der Zubau der klimaschädlichen Energien, auch weil Wasserkraft und Kernkraft so wenig ausgebaut wurden.

Zukunft des Energieverbrauchs

Auch in Zukunft gehen die allermeisten Experten von einem stetig steigendem Energieverbrauch auf der Welt aus, obwohl Industrieländer beim Energieverbrauch seit Jahrzehnten stagnieren.

Kein Wunder: 3 Milliarden Menschen leben heute in Energiearmut. Unsere Mitmenschen im globalen Süden wollen ebenfalls Zugang zu Wohlstand und Energie.

Laut Vorhersagen des Energiemixes von IEA, Equinor und BP, soll sich in Zukunft der Ausbau der Energieerzeugung von Wind und Solar sogar noch beschleunigen. 456

Durch Wind und Solar soll das Wachstum der fossilen Energien gebrochen werden. Erdöl und Erdgas sollen auf ihrem hohen Niveau stagnieren. Ab spätestens 2040 wird sogar mit einem dauerhaften Rückgang der Kohle-Verbrennung gerechnet.

Das wäre das erste Mal in der Geschichte der Zivilisation, dass eine Energiequelle zumindest teilweise durch eine andere ersetzt wird. Bisher kam eine neue Energieerzeugung immer kumulativ zum bestehenden Energieverbrauch hinzu.

Strommix: Stromerzeugung weltweit 2022

Etwas positiver sieht es im am einfachsten zu dekarbonisierenden Energiesektor aus, dem Stromsektor. Nur noch 64% der Stromquellen weltweit sind klimaschädlich.

Es wird aber nach wie vor ein gutes Drittel der Elektrizität aus Kohleverstromung gewonnen. Der verbleibende klimaschädliche Anteil stammt größtenteils aus der deutlich saubereren Erdgasverstromung.

Unter den 36% klimafreundlichen Energiequellen dominiert die Wasserkraft. Kernkraft und Windkraft spielen eine kleinere Rolle und die Photovoltaik ist noch abgeschlagen auf Rang 4.

Die Stromerzeugung macht weltweit rund 41% der Primärenergie aus. Mit steigender Sektorkopplung wird auch die Bedeutung des Stromsektors steigen. Immer mehr Anwendungen werden elektrifiziert, z.B. durch Wärmepumpen oder E-Autos.

Quellen

  1. Primärenergieverbrauch ohne traditionelle Biomasse Energy Institute (2023)
  2. Abschätzung traditionelle Biomasse: Energy Transitions Vaclav Smil (2017)
  3. Zahl der Woche Nr. 09 vom 1. März 2022 Statistisches Bundesamt (2022)
  4. World Energy Outlook IEA (2022)
  5. Energy Perspectives Equinor (2022)
  6. Energy Outlook BP (2022)

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