Klimafreundlicher leben: 8 wirksame Tipps zum CO2 Einsparen

Was kann jeder Einzelne von uns gegen den Klimawandel tun? Hier sind die 8 wirksamsten Klimaschutz-Tipps um effektiv CO2 zu sparen.

Glühbirnen durch LED-Lampen ersetzen ist eine wirksame Klimaschutzmaßnahme, oder?

Ja, aber wenn du auf das Auto verzichtest, spart das 51 Mal so viel CO2 – jedes Jahr.

Es gibt sogar eine Klimaschutzmaßnahme, die 172 so wirksam ist: die Familienplanung.

Ein Kind weniger bekommen ist klimafreundlicher als alle anderen individuellen Klimaschutzmaßnahmen zusammen.

Leider wird kaum öffentlich diskutiert welcher individuelle Klimaschutz am wirksamsten ist, selbst unter Klimaschützern.

Stattdessen werden oft ineffiziente Klimaschutz-Tipps wiederholt, wie Plastikverzicht, Bio-Produkte oder Ökostrom.

Hier findest du eine Liste der wirksamsten Klimaschutzmaßnahmen nach Einsparpotential in CO2-Äquivalenten.

8 wirksame Klimaschutz Tipps zum CO2 Einsparen

Dies sind die 8 wirksamsten Klimaschutzmaßnahmen für Einzelpersonen: 1 23

  • 6,38 tCO2e ein Kind weniger bekommen
  • 1,90 tCO2e kein Auto fahren
  • 1,58 tCO2e einen Transatlantikflug vermeiden
  • 0,96 tCO2e Wärmepumpe als Heizung nutzen
  • 0,77 tCO2e Strom mit Photovoltaik-Dachanlage erzeugen
  • 0,61 tCO2e einen Kurzstreckenflug vermeiden
  • 0,60 tCO2e auf einen Hund als Haustier verzichten
  • 0,50 tCO2e vegetarisch essen

Das jeweilige Einsparpotential pro Jahr ist in Tonnen CO2-Äquivalent angegeben.

Bei den Flügen ist die CO2-Einsparung pro Hin- und Rückflug angegeben, nicht pro Jahr.

6 halbwegs effektive Klimaschutz Tipps zum CO2 Einsparen

Neben den wirksamen Klimaschutzmaßnahmen gibt es noch 6 weitere, die sich zumindest ein wenig lohnen:

  • 0,36 tCO2e Regionale Lebensmittel essen
  • 0,30 tCO2e auf eine Katze als Haustier verzichten
  • 0,25 tCO2e Waschen mit kaltem Wasser
  • 0,23 tCO2e zu 50% im Home Office arbeiten
  • 0,22 tCO2e Essensverschwendung vermeiden
  • 0,22 tCO2e in eine kleinere Wohnung ziehen
  • 0,21 tCO2e Wäscheständer statt Trockner
  • 0,21 tCO2e Mülltrennung für Recycling

Alle Einsparpotentiale von CO2-Äquivalenten sind pro Jahr angegeben.

Ich vermisse in beiden Studien, die CO2-Einsparung durch das Leben in einer Großstadt 4

Klimaschutz im Alltag: Heizen, Ernährung & Mobilität

“Das Bessere ist der Feind des Guten” sagte Voltaire. Es gibt viel Grauzone zwischen ganz und gar nicht.

Du musst kein radelnder Veganer sein, um klimafreundlicher zu leben. Es hilft auch schon weniger Fleisch zu essen und seltener Auto zu fahren.

Niemand von uns ist perfekt, egal wie gut unsere Vorsätze sind. Das müssen wir auch nicht sein. Selbst halbherziger Klimaschutz hilft, denn jedes Gramm zählt.

Hier sind alltagstauglichere Sparpotentiale für eine klimafreundliche Ernährung, eine klimafreundliche Mobilität und klimafreundliches Heizen:

Klimaschutz im Alltag: Klimafreundliche Mobilität

  • 3,15 tCO2e auf SUV verzichten
  • 1,90 tCO2e auf Benziner/Diesel verzichten
  • 1,66 tCO2e auf Hybride-Auto verzichten
  • 0,68 tCO2e auf E-Auto verzichten
  • 0,20 tCO2e per Car-Pooling pendeln
  • 0,17 tCO2e sparsam fahren
  • 0,14 tCO2e kleineres Auto fahren
  • 0,09 tCO2e auf ÖPNV verzichten

Alle Einsparpotentiale von CO2-Äquivalenten sind pro Jahr angegeben.

Die 0,09 Tonnen Einsparung beim Verzicht auf den ÖPNV macht keinen großen Unterschied. Es ist also keine Pflicht unbedingt zu Radeln oder zu Laufen.

Klimaschutz im Alltag: Klimafreundliche Ernährung

  • 0,80 tCO2e vegan essen
  • 0,50 tCO2e vegetarisch essen
  • 0,36 tCO2e regionale Lebensmittel essen
  • 0,26 tCO2e weniger Fleisch essen, z.B. mediterrane Kost
  • 0,22 tCO2e Essensverschwendung vermeiden

Alle Einsparpotentiale von CO2-Äquivalenten sind pro Jahr angegeben.

Es muss nicht komplette Verzicht auf Tierprodukte sein. Es hilft auch schon weniger Fleisch zu essen oder regional zu essen.

Klimaschutz im Alltag: Klimafreundliches Heizen

  • 0,96 tCO2e Wärmepumpe als Heizung nutzen
  • 0,68 tCO2e Solarthermie als Heizung nutzen
  • 0,60 tCO2e in ein Passivhaus ziehen
  • 0,38 tCO2e Wärmedämmung des Hauses sanieren
  • 0,22 tCO2e in eine kleinere Wohnung ziehen
  • 0,10 tCO2e Raumtemperatur um 2°C senken

Alle Einsparpotentiale von CO2-Äquivalenten sind pro Jahr angegeben.

Beim Heizen sind leider die 4 wirksamsten Maßnahmen mit einer teuren Investition verbunden und als Mieter sowieso komplett ausgeschlossen.

Greenwashing: 12 unwirksame Klimaschutzmaßnahmen

Diese 12 Klimaschutzmaßnahmen werden oft empfohlen, aber ihr Sparpotential liegt mit unter 0,05 tCO2 pro Jahr sehr niedrig:

  • Ökostrom-Tarife beziehen
  • Bio-Produkte kaufen
  • Bäume pflanzen
  • Wasser sparen
  • Müll verringern
  • Stofftaschen verwenden
  • Kompostieren
  • Als Öko-Tourist reisen
  • Hühner halten
  • LED-Sparlampen nutzen
  • Geräte ausschalten statt Standby
  • Besonders energieeffiziente Geräte nutzen

Im Fall von Ökostrom, Bio-Produkten und Öko-Tourismus handelt es sich sogar um gezieltes Greenwashing als Produkt-Marketing. Öko sells.

Es ist wirklich schade, dass einige dieser wirkungslosen Klimaschutzmaßnahmen immer noch empfohlen werden. Dadurch wird von den wirksamen Klimaschutzmaßnahmen abgelenkt.

Sinnvoll oder nicht? 5 fragwürdige Klimaschutzmaßnahmen

Die Studie betrachtet auch eine fragwürdige Klimaschutzmaßnahme: auf einen Hund als Haustier zu verzichten.

Laut einer US-amerikanischen Studie soll ein kleiner Hund 0,6 Tonnen CO2 pro Jahr verursachen. 5 Ein mittelgroßer Hund verursacht angeblich sogar rund 1,6 Tonnen CO2 und ein großer Hund 2,3 Tonnen CO2. Eine australische Studie behauptet allerdings, dass der CO2-Ausstoß von Hunden mit 0,02 bis 0,09 Tonnen CO2 pro Jahr vernachlässigbar ist. 6. Eine neuere Studie von 2017 stellt nun sogar 2 Tonnen CO2 pro Jahr fest. 7 Eine deutsche Studie von 2020 bestätigt die rund 0,6 Tonnen CO2 pro Jahr. 8. Der Mittelwert der vier Studien ist also 0,6 Tonnen CO2 pro Jahr für einen kleinen Hund und etwa die Hälfte für eine Katze.

Nicht in den Studien erwähnt wird die CO2-Kompensation. Die ist äußerst umstritten und vielleicht sogar kontraproduktiv.

Ähnlich wie bei der CO2-Kompensation ist es bei Ökostrom-Tarifen. Die neuere Studie findet sie wirksam, die ältere Studie überhaupt nicht. In Europa zumindest scheint es große Bedenken zu geben ob ein Ökostrom-Tarif hilft. 9 Ökostrom ist Greenwashing. Der Handel mit Ökostromzertifikaten regt nicht den Zubau von klimafreundlichen Energiequellen an.

Die beiden Studien widersprechen sich auch bei der Herstellung eigener Lebensmittel im heimischen Garten. Die neuere Studie hat einen Datenpunkt dafür und die alte einen dagegen.

Ebenfalls fragwürdig ist für mich der sogenannte digitale Fußabdruck. In den Medien ist teilweise von 3,2 kg CO2 für eine Stunde Streaming die Rede. Das ist knapp 100 Mal so viel wie in einer Studie der IEA, derzufolge eine Stunde Streaming rund 0,036 kg CO2 verursacht. 10 Wer jeden Tag im Jahr 2 Stunden streamt, emittiert also gerade einmal 0,026 tCO2e pro Jahr.

Ein Kind weniger: Aber in welchem Land?

Die effektivste Klimaschutzmaßnahme ist die Familienplanung. Es gibt bei deren Sparpotential aber große Unterschiede nach Land:

  • 0,86 tCO2e Bangladesch
  • 1,53 tCO2e Indien
  • 2,29 tCO2e Nigeria
  • 2,29 tCO2e Indonesien
  • 2,65 tCO2e Pakistan
  • 3,14 tCO2e Brasilien
  • 3,73 tCO2e Mexiko
  • 3,82 tCO2e China
  • 4,66 tCO2e Japan
  • 6,38 tCO2e Russland
  • 12,13 tCO2e USA

Während in Bangladesch ein Kind nur zusätzliche 0,9 Tonnen CO2 pro Jahr pro Elternteil verursacht, sind es in den USA 12,3 Tonnen, also mehr als das Zehnfache. Das liegt an Unterschieden bei der Lebenserwartung und vor allem beim CO2-Ausstoß pro Kopf nach Land.

Alle Sparpotentiale sind pro Jahr angegeben, normalisiert nach Lebenserwartung im jeweiligen Land. 11 Die Zahlen sind so hoch, weil auch die Effekte von Kindeskindern eingerechnet sind. Jedes Kind zählt zur Hälfte für jedes Elternteil, jedes Enkelkind zählt zu einem Viertel und so weiter.

Dies sind die Werte für die optimistische Annahme einer vollständige Dekarbonisierung weltweit in diesem Jahrhundert. 12 In der Metastudie von Wynes & Nicholas und in den Medien werden oft die Zahlen zitiert, falls die CO2-Emissionen konstant auf heutigem Niveau bleiben. Das halte ich für wenig realistisch.

Leider hat die Studie nur Zahlen für die 11 bevölkerungsreichsten Länder berechnet. Die einzige europäische Zahl ist also die russische. Sie findet hier Verwendung. Da Deutsche ungefähr so viel CO2 pro Kopf ausstoßen wie Russen, stimmt die Größenordnung besser als bei der oft zitierten Zahl aus den USA.

Es ist also abwegig das Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern für den Klimawandel verantwortlich zu machen. Industrieländer stoßen deutlich mehr CO2 pro Kopf aus und haben außerdem einen historischen CO2-Rucksack.

Nur die Politik kann die Klimakrise stoppen

Als Einzelner kannst du die Klimakrise nur verlangsamen, nicht stoppen.

Selbst wenn du alle Klimaschutzmaßnahmen perfekt umsetzt stößt du immer noch zu viel CO2 aus, einfach deshalb weil du in einem Industrieland lebst.

Das Wichtigste was jeder Einzelne für den Klimaschutz tun kann ist deshalb politsches Engagement:

  • Parteien wählen mit starken Klimaschutzzielen
  • auf Klima-Demos gehen und protestieren
  • Im Bekanntenkreis für Klimaschutz stark machen

Nur die Politik kann die weltweite Erwärmung stoppen. Hier sind 16 wirksame politische Maßnahmen gegen den Klimawandel.

Was spart am meisten CO2?

Am meisten CO2 spart die Familienplanung. Ein Kind weniger vermeidet mehr CO2 als alle anderen individuellen Klimaschutzmaßnahmen zusammen

Was spart wieviel CO2?

Vegetarisch essen spart 0,5 Tonnen CO2 pro Jahr. Auf einen Transatlantikflug verzichten spart 1,6 Tonnen CO2. Auf ein Auto verzichten spart 1,9 Tonnen CO2 pro Jahr. Und ein Kind weniger spart rund 34,3 Tonnen CO2 pro Jahr.

Was kann man tun um den Klimawandel zu stoppen?

Individuelle Klimaschutzmaßnahmen wie Verzicht auf Autos, Fliegen und Fleisch können die Erderwärmung nur verzögern. Stoppen lässt sich der Klimawandel nur politisch.

Quellen

  1. The climate mitigation gap: education and government recommendations miss the most effective individual actions Wynes & Nicholas (2017)
  2. Quantifying the potential for climate change
    mitigation of consumption options Ivanova et al (2020)
  3. Median der europäischen Werte beider Studien, siehe Supplementary Materials und Supplementary Data
  4. GHG Emissions and the Rural-Urban Divide. A Carbon Footprint Analysis Based on the German Official Income and Expenditure Survey Gill & Moeller (2018)
  5. Finding Your Dog’s Ecological ‘Pawprint’: A Hybrid EIO-LCA of Dog Food Manufacturing Rushforth & Moreau (2013)
  6. Carbon footprint for Australian agricultural products and downstream food products in the supermarket Eady et al (2011)
  7. Environmental Footprint of Domestic Dogs and Cats Herrera-Camacho et al (2017)
  8. Environmental Impacts of a Pet Dog: An LCA Case Study Yavor et al (2020)
  9. Review of green electricity products in the United Kingdom, Germany and Finland Hast et al (2015)
  10. The carbon footprint of streaming video: fact-checking the headlines IEA (2020)
  11. Human Development Report 2019 UNDP (2019)
  12. Reproduction and the carbon legacies of individuals Murtaugh & Schlax (2009)

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