Welche Energiequellen sind am sichersten? Es sind: Kernkraft, Geothermie, Solar, Wasser und Wind – in dieser Reihenfolge.
Inhalt
Kernkraft ist die sicherste Energiequelle noch vor Solar, Wasser und Wind. Überrascht?
Da bist du nicht allein. 47% der Deutschen glauben AKW wären unsicher.1
Kein Wunder, bei uns schüren die Medien die Angst vor radioaktiven Strahlen seit Jahren.
Doch selbst in Fukushima bei einem Super-GAU mit dreifacher Kernschmelze gab es kein einziges Todesopfer durch Radioaktivität.
Fossile Brennstoffe hingegen töten weltweit rund 24.000 Menschen pro Tag durch Luftverschmutzung 2, ohne dass man davon in den Medien hört.
Das ist so als ob täglich Tschernobyl 6 Mal passiert: um 4 Uhr, um 8 Uhr, um 12 Uhr, um 16 Uhr, um 20 Uhr und nochmal um Mitternacht – jeden einzelnen Tag!
Kernkraft, Geothermie, Solar, Wasserkraft und Wind sind hingegen um viele Größenordnungen sicherer als fossile Energien und Biomasse.
Tabelle: sicherste Energiequellen nach Unfällen & Luftverschmutzung pro TWh
Dies sind die Todesopfer pro erzeugter Terawattstunde Elektrizität durch Unfälle und Luftverschmutzung – ohne Klimaerwärmung:
- 32,72 Tote durch Braunkohle
- 24,62 Tote durch Steinkohle
- 18,40 Tote durch Erdöl
- 4,63 Tote durch Biomasse
- 2,80 Tote durch Erdgas
- 0,04 Tote durch Windkraft
- 0,02 Tote durch Wasserkraft
- 0,02 Tote durch Solar
- 0,02 Tote durch Geothermie
- 0,01 Tote durch Kernkraft
Die Todesopfer durch Unfälle sind um Größenordnungen kleiner als die durch Luftverschmutzung. Man sieht sie im Graph kaum.
Quelle für die Sterberaten von Kernkraft, Geothermie, Solar, Wasser und Wind ist eine Studie von Sovacool et al 3
Leider betrachtet Sovacool nicht die Todesopfer durch Luftverschmutzung. Deshalb stammt die Mortalität von Erdgas, Biomasse, Erdöl, Steinkohle und Braunkohle aus einer zweiten Studie von Markandya & Wilkinson 4
Die fossilen Backup-Kraftwerke für volatile Erneuerbare sind nicht berücksichtigt. Wind und Solar würden mit Erdgas-Backup jeweils rund 0,4 Todesopfer pro TWh verursachen. 5
Tabelle: Todesopfer durch Unfälle, Luftverschmutzung & Klimawandel
88% der deutschen Treibhausgase entstehen bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Biomasse. Kohle, Öl, Gas und Biomasse haben also fast im Alleingang zur Klimakrise geführt und heizen die Atmosphäre Jahr für Jahr weiter auf.
Die Klimaerwärmung für sich genommen ist noch gefährlicher als die Luftverschmutzung. Sie ist für sich genommen schon Grund genug fossile Brennstoffe und Biomasse als gefährlichste Energiequellen einzustufen.
Die Todesopfer durch CO2-Emissionen lassen sich laut einer aktuellen Studie im Jahr 2020 auf rund 226 pro Millionen Tonnen CO2 beziffern. 6 Zugegeben, diese Zahl ist stark umstritten. Es geht mir in erster Linie um die richtige Größenordnung.
Wenn man die CO2-Emissionen von Energiequellen in Deutschland zugrunde legt, steigen die Todesopfer durch fossile Energiequellen um eine Größenordnung.
Todesopfer pro Terawattstunde inklusive Klimaerwärmung:
- 293 Tote/TWh durch Braunkohle
- 205 Tote/TWh durch Steinkohle
- 199 Tote/TWh durch Erdöl
- 188 Tote/TWh durch Erdgas
- 57 Tote/TWh durch Biomasse
- 17 Tote/TWh durch Solar
- 9 Tote/TWh durch Geothermie
- 6 Tote/TWh durch Wasserkraft
- 4 Tote/TWh durch Windkraft
- 3 Tote/TWh durch Kernkraft
Auch dies ist wieder ohne Backup für Wind und Solar gerechnet. Mit Backup wären es für Wind und Solar jeweils rund 26 Todesfälle pro TWh zusätzlich, also eine Vervielfachung.
Biomasse wird in dieser Auflistung als nachhaltig angenommen, also ohne die tatsächlich entstehenden CO2-Emissionen zu zählen. Nicht nachhaltige Biomasse dürfte noch tödlicher als Braunkohle sein. Dies gilt zum Beispiel für einen großen Teil der Holzverbrennung.
Im Vergleich mit Fossilen und Biomasse sind die ungefährlichsten Energiequellen Wind, Wasser, Solar, Geothermie und Kernkraft auch gleichzeitig die klimafreundlichsten.
Schadstoffe in der Luft: Luftverschmutzung tötet heute schon
Während die Todesopfer durch den Klimawandel vor allem in die zweite Hälfte des Jahrhunderts bis 2100 fallen werden, tötet Luftverschmutzung uns schon heute tagtäglich.
Braunkohle, Steinkohle und Öl sind in punkto Luftverschmutzung die gefährlichsten Energieträger. Erdgas und Biomasse stoßen weniger Luftschadstoffe aus, sind aber immer noch tödlich.
Schadstoffe in der Luft sind unter den größten Todesursachen unserer Zeit. Deutlich mehr Menschen sterben an Luftverschmutzung als an allen Krankheiten oder an Gewalt. 7
Die rund 8,7 Millionen Todesopfern durch Luftverschmutzung pro Jahr überschatten die Todesopfer durch Unfälle bei fossilen Energien und Biomasse. In den Graphen sind die Unfälle deshalb kaum zu erkennen.
Lokale Todesopfer durch Energieerzeugung in Deutschland
Während Todesopfer durch den Klimawandel vor allem im globalen Süden zu beobachten sein werden, passiert die Luftverschmutzung lokal in der Umgebung des Kraftwerks und je nach Wetterlage auch in weiterem Umfeld.
Mit dem Strommix in Deutschland 8 müssen rund 5.698 Deutsche pro Jahr sterben um gut 600 TWh Strom zu erzeugen – 90% der Todesopfer durch Kohle.
Das geht noch schlimmer: Wenn wir den Strom komplett mit Braunkohle erzeugen würden, müssten sogar 19.811 Deutsche pro Jahr sterben.
Es geht aber auch deutlich besser: Um 100% des deutschen Stroms mit nur einer Energiequelle zu erzeugen gäbe es pro Jahr – ohne Klimaerwärmung:
- 19.811 Tote durch Braunkohle
- 14.907 Tote durch Steinkohle
- 11.159 Tote durch Erdöl
- 2.803 Tote durch Biomasse
- 1.708 Tote durch Erdgas
- 21 Tote durch Windkraft
- 15 Tote durch Wasserkraft
- 12 Tote durch Solarenergie
- 10 Tote durch Geothermie
- 6 Tote durch Kernkraft
Wenn man über den Strom hinaus die gesamte Primärenergieerzeugung betrachtet, gibt es sogar 22.147 Todesopfer durch den Energiesektor in Deutschland pro Jahr. 9 10
Mit 11.677 Todesopfern gut die Hälfte davon sterben durch die Verbrennung von Erdöl, vor allem als Benzin und Diesel im Straßenverkehr.
Risiko Atomkraft: Aber was ist mit Tschernobyl?
Aber was ist mit Tschernobyl? Wenn man die Todesopfer von Tschernobyl mit einrechnet, dann versiebenfacht sich die Anzahl der tödlichen Unfälle in der Kernkraft von 0,01 auf 0,07 Todesopfer pro TWh.
Die sehr empfehlenswerte Webseite Our World in Data hat eine solche Rechnung aufgestellt. Noch dazu verwenden sie für die Anzahl der Todesopfer das Worst-Case-Szenario der Weltgesundheitsorganisation basierend auf dem veralteten LNT-Modell für Strahlenschäden. Vermutlich soll so jede Diskussion über Tschernobyl im Keim erstickt werden. Klar, das kann man machen und 0,07 Tote sind ja immer noch ok.
Andererseits ist es absurd den Graphit-moderierten RBMK-Reaktor der ersten Generation ohne Containment vom Typ Tschernobyl mit unseren Leichtwasserreaktoren zu vergleichen. Eine Explosion im Reaktor wie in Tschernobyl ist in Leichtwasserreaktoren unmöglich. Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein Unfall wie in Fukushima mit einer geringen Freisetzung von Spaltprodukten und 0 Todesopfern.
Stell dir vor wir addieren zu jeder aktuellen Unfallstatistik im Straßenverkehr alle Unfälle mit Trabbis im Jahr 1986. PKW-Kritiker sagen, es ist wichtig Trabbis zu berücksichtigen, weil die weder ABS, noch Airbag noch Dreipunktgurt hatten. Klingt absurd? Genau das machen Anti-AKW-Vereine wie Ausgestrahlt oder BUND. Sie tun so, als würden wir immer noch Trabbis fahren oder gar neue Trabbis bauen wollen.
Weil Tschernobyl keine Relevanz für aktuell laufende Kernkraftwerke hat, findest du in diesem Artikel nur die Sterberate für Kernkraft aus der Sovacool-Studie. Dort wird Fukushima berücksichtigt, aber Tschernobyl nicht. Übrigens ist Sovacool ein leidenschaftlicher Kernkraftgegner. Seine Zahlen sind also vermutlich konservativ.
Exkurs: Die größten Energieunfälle
Wenn man historische Energieunfälle wie Tschernobyl berücksichtigen würde, dann wäre Wasserkraft die tödlichste Energiequelle nach Unfällen mit mehr als 50 Todesopfern pro TWh. 11 Allein der Dammbruch von Banqiao in China forderte mindestens 200.000 Todesopfer.
Hier ist eine Liste der tödlichsten Energieunfälle:12
- bis zu 250.000 Tote in Banqiao, China durch Dammbruch eines Wasserkraftwerks
- ~12.000 Tote in London, England durch Luftverschmutzung von fossilen Brennstoffen
- bis zu 10.000 Tote in Machchhu, Indien durch Dammbruch eines Wasserkraftwerks
- bis zu 4.000 Tote in Tschernobyl, Ukraine durch Dampfexplosion in einem Kernkraftwerk
- ~2.200 Tote in Lake Conemaugh, USA durch Dammbruch eines Wasserkraftwerks
- bis zu 2.500 Tote in Vajont, Italien durch Flutwelle eines Wasserkraftwerks
- ~1.600 Tote in Möhne, Deutschland durch Dammbruch eines Wasserkraftwerks
- ~1.500 Tote in Benxihu, China durch Kohleminenexplosion
- ~1.100 Tote in Courrières, Frankreich durch Kohleminenexplosion
- ~1.000 Tote in Tigra, Indien durch Dammbruch eines Wasserkraftwerks
- ~1.000 Tote in Panshet, Indien durch Dammbruch eines Wasserkraftwerks
Auf Thoughtscapism (en) gibt es einen lesenswerten Vergleich von Energieunfällen.
Gefahr Atomausstieg: Kernkraft ist die sicherste Energiequelle
Egal ob du Tschernobyl berücksichtigst oder nicht: die Kernkraft rettet viele Leben im Vergleich zu fossilen Energiequellen und Biomasse.
Wir haben in Deutschland nach Fukushima im Jahr 2011 acht Kernkraftwerke sofort abgeschaltet und drei weitere in den folgenden Jahren. Diese elf Kernkraftwerke hätten 4.600 Todesfälle und 300 Megatonnen CO2-Emissionen pro 5 Jahre verhindern können. 13
Sollten wir wie geplant die restlichen 6 Kernkraftwerke abschalten, wird das zu 16.000 weiteren Todesfällen in Deutschland und 1.100 Megatonnen zusätzlichen CO2-Emissionen bis 2035 führen.
Das größte Risiko an der Kernkraft ist demnach der Atomausstieg. Noch ist es nicht zu spät die verbleibenden 6 Kernkraftwerke zu retten, die 25% unseres sauberen Stroms erzeugen. #SaveGER6 – #CriticalClimateAction
Ist Atomkraft mit Kernspaltung wirklich so gefährlich?
Nein, Atomkraft ist nur wenig gefährlich. Unter allen Energiequellen ist Kernkraft am sichersten.
Warum ist eine Kernschmelze so gefährlich?
Eine Kernschmelze führt bei Kernkraftwerken zum Totalschaden. Für die Biosphäre wird sie aber nur gefährlich, wenn die Containments nicht halten. In Fukushima hat das Containment vom Reaktor 2 ein Leck bekommen.
Warum kann ein Atomkraftwerk explodieren?
Unsere Kernkraftwerke sind Leichtwasserreaktoren. Eine Explosion ist physikalisch ausgeschlossen. Graphitmoderierte Reaktoren wie in Tschernobyl können explodieren.
Updates:
- 18.12.2020: Erstmals veröffentlicht.
- 01.08.2021: Neue Studie von Bressler zu Todesopfern durch CO2-Emissionen eingepflegt.
Quellen
- What do Europeans and Americans think about nuclear energy? YouGov (2021)
- Fossil Fuel Pollution Kills 8.7 Million a Year Bloomberg (2021)
- Balancing Safety with Sustainability: Assessing the Risk of Accidents for Modern Low-Carbon Energy Systems Sovacool et al (2015)
- Electricity generation and health Lancet Markandya & Wilkinson (2017)
- Annahme 509 g/kWh Erdgas und 70g/kWh Backup nach Consequential environmental system analysis of expected offshore wind electricity production in Germany Pehnt et al (2008)
- The mortality cost of carbon Bressler (2021)
- Loss of life expectancy from air pollution compared to other risk factors: a worldwide perspective Lelieveld et al (2020)
- Stromerzeugung nach Energieträgern AG Energiebilanzen (2019)
- Primärenergieverbrauch nach Energieträgern Umweltbundesamt (2019)
- Annahme Wirkungsgrad Primärenergie-Nutzenergie: Braunkohle, Kernkraft (35%); Erdöl, Steinkohle (50%); Biomasse (60%); Erdgas (85%); Wind, Solar, Wasser (100%) – überschlagen nach Anteil Wärmesektor, Stromsektor, Verkehrssektor
- Fossil fuels are far deadlier than nuclear power New Scientist (2011)
- Energy Accidents Wikipedia (2021)
- Implications of energy and CO2 emission changes in Japan and Germany after the Fukushima accident Kharecha et al (2019)